Lubecker Nachrichten
DOROTHEA BAUMM

Herman van Veen in der MuK: Ovationen und Blumen nach drei Stunden

Ein Entertainer, den alle lieben

20. nov 1994

LÜBECK - Ich bin ein Weihnachtsbaum: Mit diesem Vergleich hat Herman van Veen während seines Konzertes in der MuK einen Volltreffer gelandet. Ebenso wie ein Weihnachtsbaum ist der holländische Entertainer über die Jahre hinweg eine verläßliche Komponente im Leben seiner Fans. Er ist vertraut ebenso wie voller Überraschungen - groß und klein lieben ihn gleicher- maßen. Vor ausverkauftem Haus zelebrierte van Veen am Freitag abend van Veen. Das Publikum dankte es ihm mit begeistertem Applaus, Standing ovations, Blumen.


Drei Stunden waren wie im Flug vergangen, und der „echte“ Mann mit den so herrlich knochigen Beinen, dem wirren Haarkranz (garantiert toupetfrei) und der fantastischen Stimme, schlug sein Publikum zu jeder Sekunde in seinen Bann. Van Veen ist ein Mensch der leisen Töne, die er überaus laut und beeindruk-kend, immer aber sehr pro-nonciert rüberbringt.

„Ich spiele immer noch Geige“, singt er. Und wie er das tut. Mal streichelt er die Saiten nur ganz zart mit dem Bogen, entlockt ihnen filigrane Töne, mal geht er energisch zu Werk, läßt den Bogen tanzen und hüpfen und dann schließlich bearbeitet er die Saiten der Violine furios, läßt das Instrument schreien und Ausdruck sowohl seiner Lebensfreude als auch seiner Ängste und Wut werden.

Begleitet von Piano, Saxophon oder Schifferklavier erhielten seine Lieder so den Klanganstrich, drer den Ohrenschmaus erst abrundete. Auf deutsch, hollandisch, franzosisch: Singen ist van Veens Metier.
Aber er hat auch ein schier unglaubliches komisches Talent, und er scheut auch vor akrobatischen Einlagen nicht zurück: Ein Entertainer durch und durch. Lange Bühnenerfahrung und viel Gefühl für seine Fans ermöglichen es dem 49jährigen, dem Publikum ein wohldosiertes Wechselbad aus Liedern, die ins Mark treffen, und Anekdötchen und Songs, die unbeschwert und froh machen, zu bieten.

Und immer wieder ließ der Sänger sich auf das Publikum ein. Hustet einer, nervt ihn das nicht. Vielmehr macht er sich Sorgen. „Das klingt wie eine böse Bronchitis“. Er verlockt seine Fans zu einem „Duett“ -bis er nach mehreren Zugaben entschwindet. Mit einem letzten zauberhaften Lächeln und einem so typischen Hopser, der den Lübeckern ein so gar nicht flüchtiges Lächeln auf die Gesichter zauberte. Zu wünschen bleibt nach diesem grandiosen Abend nur eins:

Mehr Herman. Immer ofter und immer live.



DOROTHEA BAUMM