Hamburger Abendblatt
Stefan Donat

Was tun Sie als Botschafter der UNICEF?

17 dez 1977

JOURNAL: In Deutschland haben Sie sich als Entertainer für gehobene Ansprüche durchgesetzt. Nach Ihrem erfolgreichen ersten Auftritt im Hamburger Schauspielhaus vor drei Jahren hat sich der Kreis Ihrer Anhängerschaft schnell vergrößert. Freuen Sie sich über diese Entwicklung?
HERMAN VAN VEEN: Freuen?
Ich bin sogar richtig stolz darauf.
Ich habe nicht geglaubt, daß es mir gelingen würde, so ungehindert Fuß fassen zu können. Es ist wichtig für mich, viele Freunde zu finden, denn ich habe noch sehr viel vor.

Sie spielen Theater, leiten eine Agentur, die eine Zeitschrift herausgibt, Platten produziert, Theatergruppen auf Tournee schickt, und dann sorgen Sie auch noch für ein aufregendes Kinderprogramm im Deutschen Fernsehen. Da bleibt für anderes nichtviel Zeit übrig...

Doch, es kommt eben nur darauf an, welchen Interessen man den Vorrang gibt. Die Arbeit mit Kindern wie in der Fernsehserie "Die Abenteuer des Herman van Veen" halte ich für besonders wichtig. Kinder sind ein Teil unseres Erwachsenenlebens, der nicht immer sehr ernstgenommen wird. Aber Kinder sind für mich genauso wichtige Partner wie jeder Erwachsene.

Wenn Sie soviel mit Erfolg tun, müssen Sie doch ein reicher Mann sein.
Mir - oder besser uns - geht es gut. Jeder bekommt von der Harlekijn-Agentur ein Gehalt, und der Rest geht in die Stiftung "Colombine", für die wir uns mit aller Kraft einsetzen.
Was bedeutet"Colombine"?

Dieser Name steht fut : die "Aktion Hebammenkoffer", deren Ziel es ist, Instrumente für Geburtshilfe in Entwicklungsländern anzuschaffen. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der UNICEF organisiert, deren Botschafter ich in Holland bin. Babys müssen geboren werden,und dazu braucht man medizinische Hilfe.

Warum haben sie nicht schon vorher auf diese Stiftung hingewiesen?

Ich habe einen festen Plan. Ich muß erst wer sein, jemand, dem man glaubt, der Vertrauen verdient. Es gibt viele Dinge, die mich bedrücken, über die ich sprechen möchte und muß. Nur: Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wer mein Programmheft aufmerksam gelesen hat, wird sich erinnern können, daß auf der letzten Seite einiges über "Colombine" steht. Das aber ist nur der Anfang. Eines Tages werde ich in Deutschland eine Riesenversammlung einberufen und mit einem großen Knall alles auf den Tisch legen. Wir werden sagen, was wirklich los ist. Wie Kinder behandelt werden, wie sie leiden und wo geholfen werden kann.

Wann werden Sie soweit sein ? Noch lange nicht. Ich habe Zeit. Zuerst werden wir für unsere Auftritte in England arbeiten müssen. In die USA wollen wir auch. In Deutschland wird es im nächsten Jahr keine so umfangreiche Tournee geben wie in diesem Jahr. Wir wollen so viele Menschen erreichen wie nur möglich. Das gehört zu unserem Plan.
Haben Sie überhaupt noch freie Stunden für Ihr Privatleben ?

Mein Beruf, besser Berufung, ist mein Leben. Ich habe eine Frau, die mich versteht, Mitarbeiter, die sich für die gemeinsame Sache einsetzen. Was will ich mehr? Und wir alle wollen den großen Knall.

Bestimmt?
Bestimmt.



Die Fragen stellte
STEFAN DONAT