Thuringsche Landeszeitung
Frank Quilitzsch

Nur ein Lächeln im Lied

Herman van Veen verzauberte sein Publikum mit Schirm, Charme und Violine

14.Okt 1994

Gera, (tlz) Er liebt kaputte Regenschirme, alte Hüte und Kinder. Wenn er den Schirm zuklappt, schneit es. Wenn er den Hut abnimmt, reckt sich sein Haarflaum zum Kranze. Bald tänzelt er, federleichter Faun, bald fährt er mit seinem Publikum Dreirad. In jeder Kurve ein Tango. Echte Männer, schwört er, heißen Herman. Und echte Männer gebären nie. Sie schenken der Frau ein Gedicht, ein Kind, ihr Monatsgehalt und werden ungeduldig, wenn das Essen nicht rechtzeitig mif dan Tisch kommt. Bafodistische Broadway-Mahlzeit- „Every-body loves a, BabyUnd schon rollen die (Plastik-) Kindlein am katholischen Fließband über die Bühne.


Herman-van-Veen-Variete live. Zwei Abende lang verzauberte der niederländische Sänger und Clown sein Gera-er Publikum. Mit Chansons, Charme und Violione. „Ich liebe dich nicht“, singt er. Und es klingt wie die schönste Liebeserklärung der Welt.

Dieser van Veen scheint nicht nur ein begnadeter Sänger, er ist ein singendes, springendes Phänomen. Um die Bühne in die Welt.
Leben, zeigt er, heißt Wechsel. Eben noch spürten wir, „Reisende im Traumabteil“, das Erkalten der Gefühle, schon kehrt die Heiterkeit des Kindes in uns zurück. „Anne“ und „Rosa“, das ungleiche Paar. „Es gibt nur ein schönes- -Kind auf der Welt, -und jede Mutter hat es.“ Zärtlich dreht er die Spieluhr gegen den Völkermord, sattelt Pegasus und galoppiert mit dem Wind. Seine Geige erweckt ein totes Saxophon wieder zum Leben. Ich bin ein Alien, brüllt er, buk-kelt wie Quasimodo, richtet sifth akffund singt: „Ich hab’ ein zärtliches Gefühl / für jede Frau für jeden Mann ...'. Wer wie van Veen, mit allen Fasern am Leben hängt, vermag sich in der Liebe nimmer zu entscheiden: „Du oder oder

du oder du ...?“ Mutter, Vater und Kind ¦ die Worte haben in seine Liedern noch Klang. Und Er fahrung ist in seinen Textei nicht zu Weisheit geronnen Da lädt uns einer ein, mit ihm die Welt neu zu entdekken, Harlekin, Charly Chaplin oder ein kleiner streunen der Hund. Nach der vierte Zugabe muß er sich setzer Nach der fünften gleiten ihr die Notenblätter aus de Hand. So holt er sich, zur Abschiedstänzchen, ein junger Mädchen auf die Bühne. „Wenn jemand dich fragt was ich mache / dann erzähl ihm / von meinem Lächeln sonst nichts.“



Frank Quilitzsch