Herman van Veen
SH am Sonntag
Sauberer Bildschirm
1 maart 2009

Ich sehe meinen Enkel von gerade mal sieben Jahren konzentriert auf dem Sofa wippend und auf seine Unterlippe beißend ein mordsspannendes Computerspiel spielen,
in welchem sein Held jedes Mal kurz darauf wieder verliert und stirbt. Er findet das schade. Pech gehabt.
Mit seinen kleinen Daumen drückt er dann auf seinen Gameboy.

So erscheint auf dem glatten Bildschirm ein neues Bild mit neuen Möglichkeiten für seinen offensichtlich wiedergeborenen Helden.

Woher kann man nun im alltäglichen Leben wissen, ob es nicht auch für unsere Seelen so eine „neue Bildfläche" gibt? Ich glaube nicht daran. Bin in dieser Hinsicht nicht viel anders als meine Mutter. Sie glaubte, was sie sah.

Was sie berühren konnte.
Riechen.
Umsorgen.
Knuddeln.

Glauben ist etwas anderes als träumen. Träumen, das tue ich nämlich wohl. Für Träume, von so was Unwahrscheinlichem wie einem anderen Leben, gibt es ein besonderes Wort.
Einige nennen das „Hoffnung".



Herman van Veen (63) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.