op 28 april 2007 stond in het Flensburger Tageblatt
Ein Mensch - eine Menge
Die Preisverleihung zur Aktion "Mensch des Jahres"wurde zu einem besonderen Ergebnis.
Als Laudator für den von unseren Lesern gewählten Preisträger, den
Eckernförder Augenarzt Dr. Hans-Joachim Miertsch, trat der holländische Künstler und
Weltstar Herman van Veen auf die Bühne. Die Rede, die wir hier abdrucken, beeindruckte die 350 Gäste,
die am Jahresempfang unserer Zeitung am 23. April im sh:z-Druckzentrum teilnahmen.
"
Guten Tag! verehrte Damen und Herren,
ich empfinde es als eine Ehre,
dass ich dies hier singen und sagen darf.
(singt)
Wer hat den Ernst in dein Gesicht gebracht?
Wer hat das Licht gelöscht in dir?
Wer hat die roten Wangen bleich gemacht?
Wer brach roh ein in dein Revier?
Wer nahm die Leichtigkeit,
die Unbefangenheit?
Wer brachte dich um deine allerschönste Zeit?
Wer machte deine klaren Augen blind?
Wer trieb mit dir ein böses Spiel?
Wer tötete das unbeschwerte Kind,
das immer aufstand, wenn es fiel?
Wer bremste deinen Drang?
Wer lehrte dich den Zwang?
Wer brach die Flügel dir, bevor der Flug gelang?
Wer ließ dich einfach in der Ecke stehn?
Wer hat dein Spielzeug dir zerstört?
Zu wem hast du vergeblich aufgesehn?
Auf wen hast du umsonst gehört?
Wer hat nur unerlaubt,
die Zukunft dir geraubt?
Wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluss geglaubt?
(Rede)
Ich bin nicht das Kind im Lied.
Wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges geboren
und bin jetzt 62 Jahre alt.
Hab mein Leben auch den Lebensmittel abwürfen
der Alliierten zu verdanken.
Schokolade, Kekse, dicke süße Milch, Zigaretten.
Dass mein Vater an Zigaretten sterben würde,
wussten wir damals noch nicht.
Einmal pro Jahr war er betrunken.
Am 5. Mai.
Dann waren all seine Hemmungen über Bord geworfen.
Dann weinte er sprichwörtlich vor Freude und Kummer.
Sang das Wilhelmus, unser Volkslied, wie ein Gottesmajor.
Ein Gottesmajor (godsmajoor) ist bei uns ein Mensch,
der strahlbesoffen ist.
Am fünfzehnten Jahrestag der Befreiung
wankte er durch den Gang und rief meinen Namen.
Nahm mich mit nach draußen,
drückte mich mit meinem Hintern auf die Fensterbank
und sagte mit ungemein ernstem Gesicht
und einem orangefarbenen, königlichem Teewärmer auf:
"Vergiss niemals, dass du tributpflichtig bist.
(Schatplichtig sagen wir dann in Holland.)
Dass da mehr ist als Musik, Fußball und Mädchen,
und dass du nicht gewesen wärest, wenn..."
Weiter kam er nicht, wegen eines unkontrollierbaren
Hustenanfalls.
Wusste auch so, was er sagen wollte,
über die Deutschen, den Widerstand, die Juden,
die Landesverräter und über seine vielen toten Freunde.
Ich hörte ihm zu und dann zum soundsovielten Male
diesen Satz:
"liebe ist ein Tätigkeitswort."
Als ich noch studierte,
meldete ich mich als Freiwilliger für Unicef.
Mehr meinem Vater zum Gefallen,
als dass ich darin echten Nutzen gesehen hätte.
Siebzehn Jahre war ich damals.
Wie groß mein Einfluss in all den Jahren gewesen ist,
beweisen die Tatsachen.
1962 hatten da noch ein paar hundert Millionen Kinder
keine Zukunft.
Jetzt, im Jahre 2007, sind das mehr als eine Milliarde.
Es gibt zu wenig Unicef-Freiwillige.
Unicef steht für die Rechte des Kindes,
für das Recht auf Gesundheitspflege,
das Recht auf Bildung,
das Recht auf Zukunft
und so fort.
Worte... Es scheinen nur Worte.
Die Rechte werden weltweit mit Füßen getreten.
Im dicken Niederländischen Wörterbuch steht hinter "zynisch":
schamlos abgebrüht, widerlich,
schmerzhaft gefühllos. Du könntest sagen:
Ein Zyniker ist jemand, der enttäuscht ist von der Zukunft.
Ein Zyniker ist jemand,
der fragt,
wenn er sich im Femsehen einen zerstörerischen Krieg
oder eine so genannte Naturkatastrophe anschaut:
"Tja, was kann ich da schon tun?"
Ein Zyniker ist jemand, der enorm viel mehr hat,
als er jemals verzehren kann,
jemand der glaubt,
dass all das Elend,
dass all das Glück,
dass der ganze Fahrplan
Gottes Wille ist.
Nach einer Zulu-Geschichte
begann Gott seine Schöpfung
mit dem Erschaffen
von zwei Schildkröten,
zwei Steinen
und zwei Menschen.
Von jeder Art ein Männlein und ein Weiblein.
"Ihr könnt auf zwei Weisen unsterblich werden", sagte Gott.
"Indem ihr euch fortpflanzt, bevor ihr selbst sterbt,
oder indem ihr kinderlos bleibt,
solange die Welt besteht.
"Kommt morgen bei Sonnenaufgang zu mir", sprach Gott
"um eure Wahl zu verkünden."
Am folgenden Tag kamen die zwei Steine zurück und sprachen:
"Wir haben Angst vor dem Tod.
Gib uns das ewige Leben,
wir wollen also keine Kinder."
Und danach kamen die Schildkröten langsam angerannt
und sagten:
"Kleine Schildkrötchen erscheinen uns prima.
Dafür sterben wir gerne."
Ende der Geschichte?
Aber..., werden Sie fragen,
was ist mit den Menschen?
"Die Menschen sind noch immer nicht zurück,
sie sind noch immer zu keinem Entschluss gekommen."
Ich weiß nicht mehr, wo ich die Geschichte gelesen habe.
Ich weiß nur gut, dass dies großartig deutlich macht,
warum Schildkröten und Steine
keine Religion nötig haben,
und warum die Menschheit
gebückt geht
unter hunderten Religionen,
die einander tödlich bekämpfen,
während sie in großen Zügen
dasselbe behaupten.
Nämlich:
dass der Mensch wohl stirbt,
aber doch auch wieder nicht.
Er lässt sich also in einem Sarg begraben
und nimmt vorsichtshalber seine Zahnbürste mit.
Er entscheidet nicht.
Höre mich oft sagen:
"Wenn dein Kind in Bagdad wohnen würde, würdest du dann auch bombardieren?
Wenn dein Kind im Mittleren Osten leben würde.
würdest du dann auch so über Terroristen reden?
Wenn dein Kind vergewaltigt werden würde,
durch einen Mann,
der glaubt,
dass er damit sein AIDS heilt,
würdest du dann auch so über die Dogmen der Kirche denken?"
Heute hat der Papst die Vorhölle abgeschafft. Wegen der weltweit hohen Zahl der Abtreibungen.
Warum schafft er nicht Kondome an?
Ungetauft gestorbene Kinder dürfen jetzt also auch ins Paradies.
Aber, meine Damen und Herren, Kinder verdienen nicht zu sterben.
Bin davon überzeugt,
dass es der Welt erst gut gehen wird,
wenn es den Kindern gut geht.
Wir sind das Problem. Du und du und Sie und ich.
Verleugne dich selbst, würde ich sagen,
vergiss die Illusion von deinem SELBST.
Du HAST das Leben nicht,
du BIST das Leben.
Du bist die Menschen um dich herum.
Du bist die Natur.
Übe, das zu begreifen,
anstatt dich in deinem Verstand zu verirren.
Das bringt nichts.
Das ist nichts anderes
als eine Brummfliege
in einem Marmeladenglas.
Pack es an,
krempele deine Ärmel hoch,
hilf
und sage:
"Danke, dass ich helfen durfte."
Was kann ich tun?
Jeder Wasserfall began einst
als ein kleiner selbstständiger Tropfen,
der Kosmos als Idee,
und Gott aus einem Gedanken
und der Papst...
Was kann ich tun?
Ich, Ich, Ich?
Das "Ich" verkörpert den größten Irrtum
und die tiefste Wahrheit.
Albert Einstein sagte vom "Ich",
dass es eine optische Illusion des Bewusstseins sei.
So wie die Vorhölle.
Das Schöne ist,
dass es, wenn du das erkennst,
auch sofort das Ende der Illusion ist.
Ich kann Ihnen ausplaudern,
dass ich schon einige Zeit spurlos verschwunden bin.
Ein Prophet in der Bibel verkündet:
"... und ich sah einen neuen Himmel
und eine neue Erde"
nachdem er sein "ich" mit einer weiter Geste
ins Tote Meer geworfen hatte.
Die Entstehung eines neuen Bewusstseins,
eines Himmels,
einer neuen Erde,
das sind keine zukünftigen Begebenheiten,
die uns erlösen werden.
Nichts wird uns erlösen,
weil das nur etwas oder jemand
im gegenwärtigen Moment kann.
Jetzt.
In diesem Augenblick.
Vor Ort.
Morgen aufzuwachen,
hat keine Bedeutung.
Es gibt kein Morgen.
Morgen aufhören mit Rauchen.
Morgen aufhören mit Trinken.
Morgen werde ich abnehmen.
Morgen erzähle ich es meiner Frau...
Dann,dann,dann.
Jeder Verkehrsunfall,
jedes Unglück beweist,
dass es anders wird.
Ich spreche über Erwachen.
Als Verwirklichung von dem,
was "Gegenwärtigkeit" ist.
Gegenwärtigkeit des Geistes.
Wahrhaftig erfahren.
Sehen.
Mit allen Fasern und Sinnen.
Jesus sagt in seiner Bergrede:
"Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen."
Wer sind das, die Sanftmütigen?
Meines Erachtens die Menschen ohne Ego.
Die Menschen die imstande sind, echt zu sein.
Jetzt.
Bewusst in dem Moment. "
Bewusst in dem Moment zu sehen. Das Andere.
Die Mitmenschen
Und die Natur.
In all ihren schrecklichen
und prachtvollen Facetten.
Weil das Leben auf Erden
unauflösbar verbunden ist
mit dem menschlichen Bewusstsein.
Dass es sieht und Einfluss nimmt.
Ja,
in diesem Sinne denke ich auch,
dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen sollen.
Es muss eine andere Sorte Mensch entstehen
auf unserem Planeten.
Menschen, die entscheiden.
Dies bedarf keiner Erklärung.
Schau die Tagesschau an.
Ues die Zeitung.
Mach einen Abstecher in die Nachbarschaft.
Und zu dieser neuen Sorte Mensch
gehört der durch Sie
ausgewählte Mensch des Jahres.
Ein Vorbild an Tatkraft,
Ein Vorbild an Mut.
Ein Vorbild von jemandem mit Einsicht.
Ein Mann, der weiß,
dass Zögern nicht zu tolerieren ist,
dass du etwas tun kannst,
dass du gewiss für jemanden
eine Veränderung bringen kannst.
Du, ganz alleine.
Ein Mensch des Augenblicks,
für den der andere
mindestens genauso wichtig ist
wie er sich selbst.
Der versteht, dass Liebe ein Tätigkeitswort ist
Wer in der Liebe
so weise ist,
dass er der Liebe dienen kann,
um Liebeswillen Mühe tut,
ist ein glücklicher Mann.
Es geht ihm gut.
Von der liebe kommt nur Schönes.
Die Liebe putzt das Herz.
Was würd' ich ohne Liebe tun?
Was würd' ich tun?
Meine üebe steht und fällt
mit der üebe, Liebe, Liebe.
Und der ist doof,
der das nicht
ganz einfach
glauben kann.
"
Herman van Veen