Herman van Veen, SH am Sonntag |
Mein Gesicht |
18 nov 2007 |
An mein Gesicht, das ich nun zweiundsechzig Jahre habe, kann ich mich nicht gewöhnen. Das kommt daher, dass ich meinem Vater so ähnlich sehe. Hab das Gefühl, dass ich ihn rasiere. Natürlich ist es vertraut, aber es bleibt gewissermaßen das von jemand anderem. Meine Augen sind genauso blau wie die von ihm. Sie gleichen seinen sprichwörtlich wie zwei Tropfen. Meine Nase ist genauso groß, vielleicht etwas dicker. Die Stirn ist ebenso hoch. Wir haben dieselben tiefen, knittrigen Falten. Mein Mund ist identisch. Mein Kinn und meine Wangen sind dieselben wie seine. Ebenso meine Augenbrauen. Gut, die Ohren hab ich von meiner Mutter, aber die sieht man nicht, weil da noch Haar drüber hängt. Dies zum Ausgleich des Haares, das ich auf meinem Schädel vermisse, wodurch ich glücklicherweise den Schnee auf meinen Kopf fallen hören kann. Auch die Lichtchen in den Augen hab ich von meiner Mutter. Bin sehr froh mit meinem fremden Gesicht, weil ich meinen Vater und meine Mutter sehr liebte. Herman van Veen (62) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter. Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag. |