Herman van Veen, SH am Sonntag |
Dichter |
11 nov 2007 |
Es gab eine Trauerfeier im Fernsehen. Die Beerdigung eines Dichters. Dessen Bücher mussten wir früher in der Schule lesen. Lyrischer Realismus. Geschichten über einfache Menschen, i die merkwürdige Dinge tun. Über die Natur. Was kreucht und fleucht. Über das Wunder , der Evolution. Enthüllende Geschichten. Abgeneigt von Scham. Familie, Freunde und Gäste lauschten " den Worten von Familie, Freunden und Gästen. Derweil wartete der Dichter liegend auf das Feuer. Zwischen den Gesichtern in der Aula sah ich ein paar befreundete Dichter des Dichters. Genauso alt oder älter als er. Von der Zeit gezeichnet oder sollte ich sagen angerührt. Eingesunken hinter Schultern. In ihren Gesichtern Traurigkeit, Wehmut über das, was gewesen ist? Über das zu Erwartende? Familie, Freunde und Gäste, die in anderen Aulas, auf anderen Trauerfeiern, in anderen Städten vor der Familie, Freunden und Gästen sprechen. In nicht mehr so ferner Zukunft. Mit demTod des Dichters ging auch etwas von uns verloren. Etwas von Holland. Etwas von dem, was wir waren. Was wir nie mehr sein werden. Das wusste ich, als ich mir die Trauerfeier im Fernsehen ansah. Herman van Veen (60) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter. Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag. |