WR Städtenews Westfälische Rundschau vom 03-06-2007 schrieb...
Enorme Vielfalt am zweiten Festival-Abend
Iserlohn. (rat) Julia Neigel war am Samstagmorgen beim WortKlang-Festival Gesprächsthema Nummer eins. Alle, die die fulminante Show der Sängerin gesehen hatten, waren noch ganz mitgenommen von diesem Erlebnis.
"Milva war die Diva des Abends, aber Julia Neigel war der Star", freute sich Kulturbüro-Leiter Johannes Josef Jostmann darüber, dass die großen Namen bei der WortKlang-Premiere derart gezogen haben, und dass sich gerade Julia Neigel mit ihrem Come Back als Liedermacherin nur vom Klavier begleitet als derartiger Glückgriff erwiesen hatte. Auch Marcus Stein, einer von zwei Geschäftsführern der Procar-Gruppe und Gastgeber von WortKlang, war noch hellauf begeistert. Und das, obwohl auch er sich zu Beginn gar nicht recht vorstellen konnte, dass soetwas in einem Autohaus möglich wäre. Schon die Idee, überhaupt ein Autohaus in dem riesigen gläsernen Gebäude zu eröffnen, sei sehr umstritten gewesen.
Nach der ersten Runde WortKlang am Freitag stand am Samstagmorgen ersteinmal die Eröffnung der neuen BMW-Niederlassung auf dem Programm. Mit spektakulären Show-Einlagen von dem Mountainbike-Profi Igor Obu, der mit seinem Fahrrad sowohl im Weit- als auch im Hochsprung Weltrekorde aufgestellt hat, sowie mit vielen Aktionen rund ums Auto gab es für die Besucher dabei Einiges zu erleben. "Rückblickend bin ich sehr froh über die Entscheidung, in diesem außergewöhnlichen Glas-Kubus ein Autohaus eröffnet zu haben", sagte Marcus Stein.
Die Vorbehalte, die er anfangs bezüglich des Gebäudes hegte, teilten offensichtlich auch viele der Künstler des WortKlang-Festivals. Pohlmann, der nach seinem Auftritt bei einer Currywurst im V.I.P.-Bereich noch zu einem Interview bereit war, sagte, er habe große Bedenken gehabt in einem Autohaus zu spielen, da die ersten Assoziationen bei einem solchen Konzertort immer Sterilität und Kälte seien. "Der Auftritt war aber super und das Haus ist spitze", gab er aber nach dem Konzert erstaund zu.
Befürchtungen hinsichtlich des Sounds waren natürlich angebracht, denn einen ordentlichen Klang in eine solche Halle aus Glas zu zaubern, ist schon eine Herausforderung. Pohlmann, der mit seiner halbakustischen Band mit Cello den Opener am Samstag gab und nach bester Jack-Johnson-Manier eine sehr entspannte Stimmung unter den knapp 200 bis 300 Zuschauern verbreitete, hatte damit am wenigsten Probleme. Härter traf es da die Band "Klee", die als Top-Act des Abends gebucht war und mit ihrem kraftvollen Gitarren-Rock sehr lange am Sound feilen musste. Sängerin Suzie Kerstgens machte nach dem überlangen Soundcheck denn auch einen etwas angefressenen Eindruck und konnte sich einige depesktierliche Bemerkungen über diesen "Dom aus Glas und Geschwindigkeit" nicht verkneifen. Vielleicht lag es auch an der Müdigkeit - die Band stand in der Nacht zuvor noch in Istanbul auf der Bühne - oder an ihrem generellen Auftreten als ausgeflippte und freche Göre - der Sound war jedenfalls sehr viel besser, als man es hätte befürchten können: Voll und ausgewogen im Klang brach die Band schnell das Eis, spielte sich warm und brachte die Fans mit ihren vielen Hits zum tanzen und mitfeiern.
Ein unverhofftes Highlight stellte danach Lea Finn dar, deren Auftritt am späten Abend wegen schwindender Publikumsmenge und um einen erneuten Bühnenumbau zu vermeiden kurzerhand in den V.I.P.-Bereich verlegt wurde. Die wenigen Zuschauer, die geblieben waren, durften in dem abgetrennten Bereich zwischen Cocktail- und Coffee-Bar ein bezauberndes und echt singer-/ songwritermäßiges Konzert in bester Clubatmosphäre erleben, was auch Lea Finn mit ihren beiden Begleitmusikern sehr zu genießen schien: Natürlich im Auftreten und hautnah am Publikum sang sich die junge Künstlerin mit witztigen Texten und gefühlvollen Liebesliedern in die Herzen ihrer Zuhörer.
Positive Bilanz Den verhältnismäßig schwachen Besuch vom Samstag hat auch Johannes Josef Jostmann als traurig empfunden. Gerade von einer Band wie "Klee" hatte er sich ein sehr viel größeres überregionales Interesse gewünscht. Dennoch zieht er eine positive Bilanz der WortKlang-Premiere. Das Procar-Gebäude als Veranstaltungort habe entgegen vieler Befürchtung blendend funktioniert. "Die Leute waren gerade von dem Ort begeistert und haben tolle Konzerte erlebt."
Bevor das Festival mit Hermann van Veen gestern Abend zuende ging (Bericht folgt) mischte Tom Lehel mit seiner flotten Mitmach-Show "Alles Paprika" die Kinder beim Festival mächtig auf.
03.06.2007