Werner Rosenberger schreef in de Kurier am Sonntag van 3. Juni 2007 stond
Herman van Veen
Ein melancholisch-heiterer Verführer
Ernst und clownesk, unterhaltsam und nachdenklich: Herman van Veen gastiert mit dem Programm "Unter 4 Augen" ab 5. Juni 12 Abende im Stadttheater Walfischgasse.
Seine Augen strahlen blau. Er ist alles: Sänger, Geiger, Pantomime, Clown, Geschichtenerzähler, Unterhalter.
Nur: Blauäugig ist Herman van Veen nicht. Sondern "realistischer Optimist", der lange im Voraus plant und hofft, dass er nie aufhören wird, Konzerte zu geben:
"Sind Häuser und Hallen gebucht für die Zeit, wenn ich 104 Jahre alt sein werde, dann bin ich auch überzeugt, 107 zu werden. Dann kann ich nicht sterben, weil ich eine Verabredung habe mit meinem Publikum."
Für den Holländer ist das ernst: "Kein Blödsinn. Denn habe ich keinen Plan, fühle ich mich ein bisschen verloren. Ich bin ein glücklicher Mann. Ich will singen und Geige spielen, das ist meine Gesundheit."
Wien
"Für jeden Musikanten ist Wien die Gebärmutter von allem." Nach Wien kommt er seit 40 Jahren regelmäßig - jetzt sogar für länger: Sein Programm "Unter 4 Augen" (5. bis 16. Juni) im Stadttheater Walfischgasse im Duo mit der Gitarristin Edith Leerkes legt er wieder ohne festen Plan als Entführung in eine melancholisch-heitere Welt an. Mit Songs, Texten, Unsinn, Blödsinn, Schönsinn und Gedichten wagt er es, Gefühle zu provozieren, ohne in Sentimentalität abzurutschen. Und es gelingen ihm Lieder, die, sobald die süße Kruste genossen ist, ihren bitteren Kern offenbaren.
Troubadour
Manchmal ist dem 62-jährigen "die Welt zu schnell. Ich bin nicht Hip, ich bin nicht Hop. Ich bin ein alter Trouvère im französischen Wortsinn. Im Mittlalter gab es keine Journalisten. Das waren wir, die von Stadt zu Stadt zogen und sagten: Hast Du gehört von diesem Arsch? Und wir haben gesungen. Das ist immer noch so. Ich gehe von London nach New York und erzähle: Haben Sie schon gehört von dieser fantastischen Frau in Paris?"
Und was ärgert ihn? "Apathie. Wenn Leute so tun, als ob sie alles nichts anginge. Zum Beispiel die Luft, die wir atmen. Dass das Menschen egal sein kann, finde ich peinlich. Dabei ist das doch ihre Sache, ihre Gesundheit, ihre Gesellschaft, ihre Zeit."Wenn er sich nicht gerade daheim auf seinem Bauernhof bei Utrecht den Kopf darüber zerbricht, warum dieGänse immer mehr werden und nicht mehr zum Überwintern gen Süden fliegen, ist er am Weg zu einem von mehr als 100 Auftritten im Jahr.
Auf Stippvisite in Wien amüsiert ihn, wie er mit Johann Strauß im Stadtpark fotografiert wurde. Der eine ganz in Gold, der andere ganz in Schwarz. Beide spielten Geige. Und die Touristen aus Fernost applaudierten begeistert. "Das war surrealistisch", erzählt van Veen. "Also wenn man von Japanern und Koreanern fotografiert werden will, dann muss man nach Wien."
Oder wenn man "wie ich vor ein paar Jahren abwechselnd traurig, glücklich, glücklich, traurig ist", erzählt van Veen eine andere skurrile Geschichte. "Getröstet hat mich mein Lieblingslied von Franz Schubert: ‚Du bist die Ruh'. Also wollte ich eine CD meiner Frau Gaetan schenken."
"Aber zuerst, dachte ich, muss ich sie Schubert geben. Also kauften wir Tickets, flogen nach Wien, und ich legte die CD auf Schuberts Grab. Dachte ich jedenfalls. Wir waren wie Kinder, aber wir irrten uns. Ein Japaner sah uns wortlos zu, hob die CD auf und legte sie auf das richtige Grab. Und dann hab' ich sie meiner Frau geschenkt."
Fußball-Krawalle
Für den Fußball-Freak van Veen war der Trainer Ernst Happel Weltklasse als Entertainer: "Einer der Größten, die ich je sah. Ein fantastischer Mann." So spricht ein leidenschaftlicher Fan von Rotterdam Feyenoord, früher Happels Verein: "Wenn die zu Hause spielen, gehen 65.000 Leute hin. Darunter 300 Arschlöcher, die Krawall machen. Die haben es geschafft, dass Feyenoord nicht mehr international Fußball spielen darf. Die sind draußen aus Europa. Ich sage oft zu meinen Kindern: Gibt man in ein Glas Milch einen Tropfen Tinte, ist es keine Milch mehr. Wenn nur einer querschießt, kann das gigantische Probleme machen."