Ernst Grissemann schreef in mei 2007 in VOR-Magazine


Ernst Grissemann, legendärer Radio-Macher, über eine Begegnung mit Herman van Veen:


Der holländische Entertainer, Clown, Liedermacher, Chansonnier und Philosoph war nach Österreich gekommen, um eine kleine Serie seiner zauberhaften Auftritte vorzubereiten, die schon seit langem auch hierzulande ein großes, begeistertes Publikum haben. Ein Abend mit Herman van Veen genügt, um fliegen zu lernen, wenigstens für ein paar Stunden. Er beherrscht die Bühne als Erzähler, Sänger, Blödler, Tänzer und Geiger wie kaum ein anderer, er fängt sein Publikum gleich in der ersten Minute und ent-lässt es erst Stunden, Tage später aus seinem Netz, lässt es lachen, staunen, weinen, genießen und wieder lachen.

"Was macht eigentlich deinen Erfolg aus?", habe ich ihn einmal bei einem Interview gefragt, das wir vor Jahren in Bregenz aufgezeichnet hatten und von dem noch die Rede sein wird, "Ich liebe die fänder. Ich bin selbst viel Kind", war die sprachlich etwas verrutschte Antwort des Niederländers. "Weisheit, Witz und Wahrhaftigkeit sind Kindereigenschaften und auch Fantasie und Lust am Fabulieren", dozierte er. Fast unglaublich, wie Herman van Veen seine Zuschauer bei der Hand - gelegentlich auch bei der Nase - nimmt und sie in seine Wunderwelt führt: eine Welt der Lieder, die von der Anziehungskraft der Erde erzählen oder von zärtlichen Gefühlen, von der Heimat oder von Ländern, die Angst machen, von einer fernen Prinzessin oder auch von der Ente Kwak.

Alfred jodocus Kwak ist eine Figur, die Herman van Veen für die Kinder geschaffen hat und deren Abenteuer er in vielen Filmen, TV-Specials und auf CDs für seine kleinen Fans aufbereitet hat. Van Veen ist Unesco-Botschafter seines Landes und kümmert sich in vielfältiger Weise um benachteiligte Kinder dieser Welt. Mein Interview war als Fünf-Minuten-Beitrag geplant, wurde schließlich hun-dertzwanzig Minuten lang, geriet bald aus den Fugen, vom Frage-Antwort-Schema zum lockeren Dialog, Allmählich tat auch der Wein ein bisschen seine Wirkung und gab den Weg frei zum inspirierten Blödeln, das kaum einer so virtuos beherrscht wie Herman van Veen.



(Ernst Grissemann im VOR-Magazine)