Matthias Einwag schrieb am 24.04.2006 in der Zeitung Fränkischer Tag


Lebensfreude und Melancholie


HERMANN VAN VEEN Der holländische Liedermacher und Entertainer gastierte am Freitagabend in der Bamberger Konzerthalle.


Bamberg
Hermann van Veen hat viele Hüte auf: Er ist Entertainer, Clown und Geiger, Witzbold, Kinderbuchautor und Fußballspieler, Pantomime und Märchenerzähler. Wie soll man ihn beschreiben, den 61-jährigen Holländer? Wie kein Zweiter versteht er es, unterschiedlichste Themen unter einen Hut zu bringen. Behutsam wechselt er ab: Witz und Wahnsinn, Liebe und Leidenschaft, Grotesken und Gemeinplätze.

Lachen und Weinen liegen an diesem Abend nah beieinander. Wie Rumpelstilzchen mit Gitarre wieselt van Veen über die Bühne, dann schwingt er den Fiedelbogen wie Don Quichote den Degen gegen die Windmühlenflügel. Mit vollen Händen wirft er Tischtennisbälle um sich, reitet auf dem Kontrabass. Aus der Tasche zieht er Stanniolkonfetti und stäubt damit eine glitzernde Wolke ins Schein werferlicht. Sprudelnde Lebensfreude, jungenhaftes Scherzen: "Hab' ich schon er zählt, dass ich Opa geworden bin?" Kunstpause. "Mein Enkel Sebastian wird sieben Jahre." Nein, eine Tendenz zum Klamauk ist nirgends zu entdecken. Überbordende Lebensgeister werden durch die leise Melancholie schnell wie der gezähmt: "Ach, wie wenig wissen Väter", singt Großvater Herman. Der Refrain: "Wiege es sanft in deinen Armen, bevor du es merkst, ist das Kind schon groß." Refrain in der afrikanischen Version: "... bevor du es merkst, ist das Kind schon tot."

Dann wuselt der Altmeister über die Bühne, so dass die meisten jungen Rapper gegen ihn alt aussähen. Ein schillernder Paradiesvogel. Markenzeichen: Weißer Haarkranz, Wasserstandshose und stets leicht näselnd klingende Stimme: "Sprech ich mit Gott, dann nennt man das beten; spricht er mit mir, dann heißt das Psychose." Das Publikum im Keilberth-Saal applaudiert lang anhaltend und entlässt ihn erst nach mehreren Zugaben.