Xsa schrieb am 16.01.2006 in der Berliner Zeitung


Er hat auch eine Heavy-Metal Variante


Herman van Veen mit "Hut ab" im Friedrichstadtpalast


Wie er da steht: Die Anzughosen bis zu den Knien hoch gekrempelt, ein weißer Luftballon über ihm schwebend, auf die Nase wird er sich später noch ein rotes Rosenblatt kleben da ist er ganz Clown. Das Bild vom Tragikomiker wird vollständig erst durch die Ballonschnur, die als Schlinge um seinen Hals liegt. Herman van Veen, der Weltverbesserer, der Komödiant mit erhobenem Zeigefinger ist auf "Hut ab!" Tournee, singt schmachtend von jeder Faser seines Herzens, um im nächsten Moment Dutzende Ping Pong Bälle über die Bühne zu schaufeln. Stimmt die Alfred Jodokus Kwack Hymne "Warum bin ich so fröhlich" an, um den Text in ein Anti Kriegsstatement abzuwandeln und die Frage rein rhetorisch werden zu lassen. Gemahnt an unschuldig sterbende Kinder, um dann Zoten über Erektionen zu reißen. Van Veen ist ein herzerwärmender Botschafter charmant und nett wiegt er die 1800 Besucher in Sicherheit und Pathos und lässt seine Seifenblase mit lautem Knall platzen. Dann bricht es aus ihm heraus und er sagt plötzlich Sachen wie: "40 Prozent meiner Zuschauer von 1968 sind heute tot." Sein Trumpf ist, sich bei allem Ernstmeinen selbst nicht allzu ernst zu nehmen.

Seinen ersten großen Hit "Ich hab ein zärtliches Gefühl" intoniert der 60 Jährige als Heavy Metal Variante. Und nach einem Song mit Tränen im Augenwinkel Potenzial, klingelt sein Handy und der fingierte Anrufer macht ihm den Vorwurf, pathetisch zu sein. Standing Ovations am Schluss lassen darauf schließen, dass ihm das sein Publikum nicht übel nimmt. Er hat noch viele Seifenblasen dabei. (xsa.)