Ulrike Löhr schrieb am 14.01.2005 in Magdeburger Volksstimme
Romantiker, Poet, Humanist
Magdeburg.
" Hut ab !" war eine gegenseitige Hommage ! Herman van Veen richtete diese mit seinem Bühnenprogramm und der gleichnamigen CD an sein Publikum und Menschen, die er liebt und nicht vergessen möchte. Das Publikum sagte es ihm ebenso mit langem Applaus und stehenden Ovationen in der Magdeburger Stadthalle nach fast dreistündigem Konzert.
Die Faszination dieses unverwechselbaren Herman van Veen ist kaum umfassend zu beschreiben : Sind es seine Fähigkeiten als Pantomime, seine Körpersprache, seine tragikomischen Texte, seine einzigartige Stimme, seine Lebensphilosophie, an der er alle teilhaben lässt ? - als Clown mit Geige, Moralist, Romantiker, großer Künstler eben.
Mit seinem fünfköpfi gen musikalischen Ensemble um seinen Freund und langjährigen Weggefährten Erik van der Wurff ( Piano ), Edith Leerkes ( klassische Gitarre ) und seinem eigenen Geigenspiel gewinnen Herman van Veens Lieder und Geschichten um Kindheit, Sehnsucht, Familie, Liebe und Trauer bis hin zur Reflexion aktueller gesellschaftlicher Themen eine Überzeugung, der nicht zu entkommen ist. Raffinierte Arrangements mit musikalischen Ausflügen in spanische und slawische Folklore, herrlich fließenden Gitarrenlinien von Edith Leerkes, reduzierte und wirkungsstarke Percussion von Wieke Garcia waren das Klangbild von Beschwingtheit bis Melancholie.
Herman van Veen - inzwischen sechzigjährig und seit über vierzig Jahren auf der Bühne - eroberte sein Publikum in Sekundenbruchteilen, mit inszenierten Sketchen, Texten und seinen neuen und alten Liedern - altersweise und politischer denn je.
" Flussviertel " war eine liebevolle Ode an seine Wurzeln. Auf wundervolle Weise projizierte er im Lied " Schulaufgaben " drei Bilder übereinander - ein Foto aus der Kindheit, eines aus der Studentenzeit, eines aus dem Irakkrieg. Aus der Überblendung der Zeiten und Assoziationen lässt er ein viertes Bild entstehen, das den drei anderen eine poetische, private und politische Dimension verlieh. Das ist die Welt des Herman van Veen, in die die fast 2000 Zuschauer in Magdeburg abtauchten, da sie ganz schnell die eigene war.
Und im sakralen " Kyrie Eleison " zählte der Sänger in seiner typischen Mischung aus Sentimentalität, Weisheit, Witz und Ernsthaftigkeit all jene Menschen auf, für die er singt. Irgendwo kam fast jeder darin vor. Ob er von der Liebe in den Augen seiner Mutter sang, den Vätern als Christen und Moslems, über Gott oder Texte von Selma Meerbaum-Eisinger, einem jüdischen Mädchen, das in einem Lager in der Ukraine starb - ein Herman van Veen vereint faszinierend Politisches mit Poesie. Ein Zauber war ihm inne, wenn er das Publikum mit Alfred Jodokus Kwak's " Warum bin ich so fröhlich " und " Ich lieb dich noch !" emotional auffing - immer eine Hosentasche Glitter parat. Und die vielen Hüte am Ende auf seinem Kopf - die standen für die vielschichtige Künstlerpersönlichkeit eines Herman van Veen.