Heinrich Thies schreef 13 december 2006 in Hannoversche Algemeine Zeitung
Warme Herzen
Herman van Veen in der Markuskirche Hannover
VON HEINRICH THIES
Seine Weihnachtsgeschichte schließt die Kreuzigung ein und führt bis zu den Bomben von Bethlehem in der Gegenwart. Seine Lieder erzählen nicht nur von der Geburt Christi, sondern auch von anderen mehr oder weniger wunderbaren Dingen. Mit einem unkonventionellen Weihnachtskonzert hat Herman van Veen in der hannoverschen Markuskirche eine neue Gastspielreise begonnen.
Keine Tannenbäume, sondern blaue Neonröhren schmücken den Altarraum, den der holländische Liedermacher und Poet gemeinsam mit der Gitarristin Edith Leerkes als Bühne nutzt. Für festliche Stimmung sorgt van Veen in dem leicht unterkühlten Ambiente selbst. Seine Stimme wärmt - sanft und freundlich, aber auch kraftvoll und hart. Kitsch und Klischees vermeidet er dabei ebenso wie jede Form von Rührseligkeit.
Fast geht er dabei ein bisschen weit. Denn die althergebrachten Weihnachtsweisen, denen er einst in einer überaus erfolgreichen Einspielung neue Wahrhaftigkeit eingehaucht hat, hätte man schon gern von ihm gehört. Als er "Gloria in excelsis deo" anstimmt, singen denn auch gleich einige Zuhörer mit. Aber vielleicht wollte er genau das vermeiden. So beschränkt er sich darauf, die alten Choräle anklingen zu lassen - auf Englisch,
Holländisch, Französisch oder Deutsch. Im Mittelpunkt aber stehen neue Lieder:
Chansons, die mit Witz und Poesie einen erfrischenden Blick auf die bekannte Geschichte werfen. Jesus von Nazareth steht in dieser respektlosen Betrachtung bisweilen auf einer Stufe mit "Käs von Rotterdam".
Daneben erzählt van Veen auch seine ganz persönlichen Geschichten. Zum Beispiel die, wie er als Sohn einer kirchenfernen Familie ein Weihnachtslied im Gottesdienst singen durfte. Um einen Eindruck davon zu geben, schaltet er auf Kopfstimme um und singt das Lied noch einmal. Ein anrührender Moment.
Der virtuose Musiker, der seit 40 Jahren auf der Bühne steht, verzaubert die Zuhörer aber auch mit seiner Geige, haut auf die Pauke und zupft die Gitarre. Auf die Effekte modemer Bühnentechnik kann er dabei gut verzichten. Als wunderbare Bereicherung dagegen erweist sich Edith Leerkes, die mit der Gitarre und ihrer glockenklaren Stimme Akzente setzt.
Das Publikum in der ausverkauften Markuskirche jedenfalls konnte gar nicht genug von dem Zusammenspiel bekommen. Erst nach einem halben Dutzend Zugaben begann sich die Kirche zu leeren.