Klaus-Peter Heß schrieb am 13. März 2006 in der Münstersche Zeitung
Er bleibt anders als, die anderen
Konzert: Herman van Veen
MÜNSTER
Musiker und Sänger, Clown und Verzauberer, Dichter und Denker. Herman van Veen, der Gesamtkunstwerker. Einer, der anders ist als die anderen. Sein neues Programm trägt den Titel "Hut ab!"
Am Ende der beiden Konzert e in der Halle Münsterland gibt es denn wohl auch niemanden, der ihn nicht von Herzen mit einem "Chapeau" beglückwünscht.
Zweieinhalb Stunden begeistert der Mann aus dem "vlakke Land" mit Geschichten und Gedanken aus dem van Veen-Kosmos. Er macht Privates öffentlich ("Die Väter") und privatisiert das öffentliche ("Schulaufgaben"). Er klagt an, jammert aber nicht. Er ist melancholisch, aber nicht deprimierend. Er lacht viel, lacht aber nie aus.
Kleine Witze
Herman ist ein Stimmungsjongleur: Nach pointiert vorgetragenen Sorgen über Krieg und Unmenschlichkeit zieht er
Glitzersternchen aus der Hosentasche, wirft sie hoch in die Luft. Vielleicht, um die Welt bunter erscheinen zu
lassen, als sie tatsächlich ist. Oder er erzählt einen seiner kleinen Witze, um das Lachen, das einem kurz zuvor
im Halse stecken blieb, dann doch noch zu befreien. Selbst in einem Gassenhauer wie "Warum bin ich so fröhlich"
halten sich Moll und Dur die Waage.
Herman ist ein Gaukler, aber kein Blender, jemand, der das Podium braucht, aber nicht den großen Auftritt.
Er schafft eine intime Atmosphäre selbst dort, wo abgezirkelte Stuhlreihen im Großraum nur Platz für innere Bewegung
zulassen. Klatschen ist das Mindeste an Selbstbefreiung. Das Publikum macht gern davon Gebrauch..
Indes funktioniert die Bühne für die Zuschauer als Einblick in eine harmonische Welt, wie sie Herman van Veen mit seinen
Freunden teilt , darunter vor allem sein langjähriger Mitstreiter Erik van der Wurff am Piano und die Gitarristin Edith Leerkes.
Das Quintett der Musikanten vervollständigen Jannemien Cnossen an der Geige und Karel Bredenhorst am Cello. Nicht Zuarbeiter für
den Liedermacher, sondern bedeutender Teil des Ganzen.
Und selbstverständlich machen sie das Spiel gern mit, das Herman bei jedem seiner Konzerte spielt: Denn wenn der Vorhang fällt,
ist noch lange nicht Schluss. Etliche Male kommt er zurück auf die Bühne, um die Zugabe zur Zugabe zu geben. Bis ihm seine Freunde
die Ruhe gönnen, die er sich redlich verdient hat.