Bernhard Wibben schrieb am 02.05.2006 in der Rhein-Zeitung (Koblenz)
Mit van Veen lachen und weinen
Niederländischer Musiker, Sänger und Geschichtenerzähler rührte und berührte sein Publikum in der Rhein-Mosel-Halle
Er ist wieder da gewesen. Er, der Clown, der Schalk, der Erzähler, Sänger, Tänzer, Musiker, Holländer Er, Herman van Veen, hat einmal mehr die Koblenzer und die von weither angereisten Konzertbesucher begeistert, hat sie taumeln lassen zwischen Trauertränen und Lachen, zwischen emotionaler Betroffenheit und herzhafter Ausgelassenheit.
KOBLENZ
Kaum ein anderer kann mit Texten und Melodien Menschen derart mitten ins Herz treffen, kann Gefühle und Energien freisetzen wie Herman van Veen, bei dem Show und Realität nicht wirklich voneinander zu trennen sind. Und oft verbirgt sich hinter seinem schelmischen Blick und der friedvollen Melodik bittere Realität Etwa dann, wenn er sich beim Konzert in der Rhein-Mosel-Halle seinem Lieblingsthema, der Familie, widmet, wenn er von seiner Mutter erzählt, die ihren Tod ignorierte und auch danach für ihn spürbar war.
Oder wenn er deklamiert, was Vater im Umgang mit Kindern lernen müssen und die afrikanische Version bedeutet, das Kind in den Armen zu wiegen, bis es stirbt Politisch eindeutiger als an diesem Abend in Koblenz war van Veen selten. "Solange das Geld zu sagen hat, schweigen Waffen nie", singt er und bohrt sein "Kyrie Eleison" derart in die Haut der Zuhörer dass sich jedes Härchen aufstellt.
"Mama, lass die Tür ein bisschen auf Es ist Krieg in meinen Träumen." Nicht nur in den Kinderträumen; "Wer gibt der Mutter da in Bagdad ihr totes Kind wieder?" Auch Alfred Jodokus Kwaks Frage "Warum bin ich so fröhlich?" lässt die Antwort offen - auch angesichts des Geschehens im Irak. Herman van Veen pendelt zwischen "Kommunismus, Islamismus. Apfelmus". "Und der Papst ist immer noch keine Frau!"
Das Publikum lässt sich vertrauensvoll auf ihn ein. Es weiß, dass dieser Künstler nicht nur die nachdenkliche, die ernste, die traurige Seite hat. Mit einer kleinen Geste, einem kurzen Blick kann er Stimmungen ins Gegenteil verkehren. Bei ihm hat Humor seinen festen Platz, etwa dann, wenn er sich über die Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen auslässt und im Saal brüllendes Gelächter zu hören ist Oder wenn er mit Johnny Walker telefoniert und sodann eine polizeiliche Alkoholkontrolle persifliert.
Erneut hat van Veen brillante Musiker, Freunde, um sich geschart. Erik van der Wurff ist nicht nur ein begnadeter Pianist Sein musikalisch vielfältiges Können zeigt er ebenso an Bass und Gitarre Gitarristin Edith Leerkes ist eine Bereicherung für den Abend. Sie verbindet klassische Kompetenz mit empathischer Darstellung von Balladen und hinreißender Rhythmik sogar im Klezmerso und. Jannemien Cnossen lässt sich mit Können auf die Musik ein, die sie ihrer Geige entlockt. Edith und Jannemien haben zudem Stimmen, die nicht nur im Zusammenklang mit van Veen Schönklang erzeugen. Und Karel Bredenhorst am Cello ist an diesem Abend ein musikalisches Ereignis.
Spätabends wollen die Zuhörer diese Künstler nicht entlassen, 30 Minuten Zugaben sind immer noch nicht genug. Das Auditorium feiert den genialen Herman. Aber dann geht van Veen durch den Zuschauerraum, und alle folgen ihm.