Gerd Richardt schrieb am 29.10.2005. in der Ostsee-Zeitung
So fröhlich und engagiert
Rostock (OZ) Warum bin ich so fröhlich? Die Frage war am Donnerstagabend in der Rostocker Stadthalle natürlich gar keine. Sondern der Refrain eines der beliebtesten Lieder von Herman van Veen, mit dem er seit 1979 Erfolge feiert. Die zweitausend Besucher zeigten sich von Anfang an auch aufgeschlossen für die neuen Songs des niederländischen Sängers und Entertainers. Doch das Mitsingen seiner bekannten Stücke, von denen manche hier schon zu DDR-Zeiten zu hören waren, steigerte den Genuss beträchtlich. Herman van Veen (60) bleibt sich treu. Ein charmanter Provokateur, ein Possen treibender Feingeist. Ein Missionar, der nicht missioniert, sondern unterhält. Dabei wird er auf seiner aktuellen Deutschland-Tour von exzellenten Musikern unterstützt. Sie fiedeln, was die Geige hält, etwa jiddische Lieder, und van Veen lässt den Bogen tanzen. Sie singen, zart oder kehlig, und van Veens Röhre erreicht Stentorqualitäten.
Schier unerschöpflich scheinen seine Einfälle. Soeben noch malträtiert van Veen mit viel Slapstick das Klavier, entlockt dem Instrument weiß Gott schräge, aber doch irgendwie musikalische Klänge. Darauf erzählt er den Witz von den zwei Kannibalen, die einen Clown verspeisen. Sagt der eine zum anderen: "Schmeckt irgendwie komisch."
Zuvor klang Ernstes und Nachdenkliches an. Leise Töne, wenn er die letzten Verse eines 1941 verbrannten jüdischen Mädchens zitiert. Ein Lied über eine in Bagdad verwundete US-Soldatin lässt van Veens Ablehnung des Irak-Kriegs erkennen. Verse wie "Lass den Kindern ihre Rechte . . . und die Soldaten zu Haus", "Was haben euch die Kinder getan" transportieren sein lebenslanges Anliegen: die Rechte der Kinder zu stärken.
Gestern Nachmittag zeichneten Herman van Veen und Ministerpräsident Harald Ringstorff im Rostocker Zoo Kinder für ihre Bilder aus, die für einen Mal-Wettbewerb "Wozu braucht der Mensch das Tier?" entstanden. Rostocker und afrikanische Kinder hatten 240 Bilder eingereicht.
GERD RICHARDT