Claudia Chwialkowski schrieb am 27.05.2005 im Stader Tageblatt
Ein wunderbarer Herman van Veen
Sänger schockiert, bewegt und amüsiert in Stade
Stade. "Alles was du sagst kann gegen dich verwendet werden - aber auch alles was du nicht sagst." Und Herman von Veen hat so viel zu sagen. Der niederländische Liedermacher stürzte sein Publikum im Stadeum am Mittwochabend inein dreistündiges Wechselbad der Gefühle.
Von einem guten Clown darf erwartet werden, dass man bei ihm Tränen lacht. Von einem guten Sänger darf erwartet werden, dass er unser Herz berührt. Herman van Veen gelingt beides. Er schafft es, dass seinem Publikum auch dann das Wasser in den Augen steht, wenn es gerade überhaupt nicht lustig ist.
Im Vergleich zu seiner vorherigen Tournee hat der mittlerweile 60-jährige van Veen wieder mehr Clownereien in sein Programm aufgenommen. Anders ließen sich seine teils schockierenden Botschaften auch, nicht verkraften. "Join the army, see the world, meet interesting people - and kill them" wirft er in den Raum und spielt an dem Abend noch öfter auf den Irakkrieg an.
Dann singt van Veen ein gefühlvolles Lied über Väter - und schiebt am Ende "die afrikanische Version" hinterher: "Wieg' es sanft in deinen Armen. Bevor du es merkst, ist das Kind schon tot." Immer dann, wenn van Veen Botschaften sendet, stellt sich Gänsehaut ein. Er singt ein "Kyrie Eleison!" für die Armen, die Verlassenen, die Kriegswaisen, ... - minuten-langer Sprechgesang. "Ohne Frieden kann keiner leben, ob reicher Knacker oder armes Aas."
Wie gewohnt, entführt van Veen in eine Welt der Gedanken, Sorgen und Träume. Weil das Leben nun einmal so ist und nicht anders. Requisiten setzt er kaum noch ein. Dunkle Kulisse und Glitzerkonfetti - einer wie van Veen überzeugt mit Text, Ausdruck und Stimme. Unterstützt wird er dabei von Erik van der Wurff, dem Klavierspieler mit dein Ziegenbart, der van Veen seit, 40 Jahren begleitet, von Wieke Garcia mit exotischen Instrumenten und glockenklarer Stimme, von der begnadeten Akustik-Gitarristin Edith Leerkes und der blonden Geigerin Jannemien Cnossen.
Für die teilweise gewöhnungsbedürftigen Gipsy-Klänge entschädigen die wunderbaren Liebeslieder: "Sie, schenkt den Blumen Farbe, und plötzlich tun die Narben auf meiner Seele nicht mehr so weh." Und dann noch die erhofften Klassiker wie "Anne" und "Ich hab ein zärtliches Gefühl". Das Publikum aus hauptsächlich treuen Fans wollte seinen Herman am Ende eines bewegenden Abends gar nicht gehen lassen.
Von Claudia Chwialkowski