.... schrieb am 24.05.2005 in den Kieler Nachrichten
KN-Interview: Herman van Veen kommt mit neuem Programm "Hut ab!" ins Schloss
Genau 40 Jahre ist es her, da gab er mit seinem musikalisch-clownesken Soloprogramm Harlekijn sein Debüt.
Der Sänger, Violinist, Lyriker und Entertainer aus dem niederländischen Utrecht, Herman van Veen, spielte es in vier Sprachen und begründete mit seiner hintergründig-humorvollen Art eine Karriere, abseits aller schnelllebigen Trends. 138 CDs, mehr als 60 Bücher und eine berühmte Zeichentrickente (Alfred Jodocus Kwak) später präsentiert der inzwischen 60-Jährige sein neues Programm "Hut ab!". Beate Jänicke sprach mit Herman van Veen über Fantasie in der Kunst und sein Engagement für Kinderrechte.
Wovor zieht ein Herman van Veen seinen Hut?
Für mich ist Respekt besonders wichtig. Wenn Leute Respekt vor Dingen haben, auch wenn sie sie nicht verstehen, nehme ich meinen Hut ab, weil ich glaube, wir leiden vor allem an der Apathie. Gleichgültigkeit ist einfach nicht mein Ding. In der holländischen Gesellschaft gibt es vieles, bei dem ich denke: Fangt erst einmal an, das zu respektieren, bevor ihr Nein dazu sagt. Ich halte es für sehr wichtig, dass man das Anderssein erst einmal schätzt.
Auf Ihrer neuen CD sind ganz unterschiedliche Lieder versammelt, da gibt es einen Song über einen Arbeitslosen, der eine Absage nach der anderen aus der Post holt, aber auch versponnene kleine Liebeslieder. Woher nehmen Sie die Ideen, Sie haben einmal gesagt, Ihre Kunst sei eine Art strukturiertes theatralisches Tagebuch?
Ja, das stimmt, ich habe nicht viel Fantasie - das meine ich ernst. Ich sehe es so: Man erinnert sich an etwas, und die Form, die man wählt, um es auszudrücken - das kann ein Buch sein, eine Geschichte oder eben ein Lied - macht es erst fantasiereich, aber es muss in einer persönlichen Erfahrung wurzeln. Sonst wäre ich ein Schauspieler, und das möchte ich nicht sein.
Die Wahrhaftigkeit ist Ihnen wichtig?
Ja, und der Mut, etwas zu sagen über die Dinge, die man selbst am schwierigsten findet. Weil es hilft, wenn jemand über etwas spricht und man denkt: Mensch, das kenne ich auch, schön, dass ich nicht der einzige bin.
Gibt es einen thematischen Zusammenhang in Ihrem Programm?
Es geht vom Enkelkind bis zum Opa, das sind die Stufen, die behandelt werden, und das sind zugleich auch die Phasen, die ich selbst empfinde. Ich bin Opa, aber ich bin auch Vater und Sohn, auch wenn mein eigener Vater schon gestorben ist. Das ist ein bisschen die dramaturgische Struktur des Programms. Ich plaudere mit meinem Enkelsohn, aber ich habe auch nicht vergessen, was ich sagte, als ich so klein war.
Für die einen sind Sie ein mal lakonischer, mal tiefsinniger Poet, für die anderen ein träumerischer Weltverbesserer. Wie sehen Sie sich selbst?
Ich bezeichne mich selbst als Erzrealisten. Ich will reden und meine Überzeugungen auch umzusetzen. Das ist bei mir nie abstrakt, ich versuche immer auch, meine Ideen zu konkretisieren.
Sie sind bekannt für Ihr humanitäres Engagement. Am 29. Mai werden Sie, gemeinsam mit Nelson Mandela, mit dem "Planetary Consciousness Award" des Club of Budapest ausgezeichnet. Sie engagieren sich seit über 40 Jahren für UNICEF, haben selbst vier eigene Stiftungen für Kinderrechte gegründet. Wie wichtig sind Ihnen diese Aktivitäten?
Mein Engagement und meine künstlerische Arbeit sind untrennbar miteinander verbunden. Ich glaube, dass die Welt nur eine Chance hat, wenn sie die Kinderrechte respektiert. Viele Länder haben die Kinderrechte zwar ratifiziert, sich aber nicht verpflichtet, sie auch einzuhalten. Aber man kann eine Stadt nicht bombardieren, wenn man die Kinderrechte respektiert. Die Welt kann sich Hunger nicht leisten, wenn sie die Kinderrechte respektiert.
Wenn wir die Kinderrechte beachten würden, hätten wir die Welt, die wir eigentlich alle suchen.
Konzert am Donnerstag, 26. Mai, 20 Uhr, Kieler Schloss. www.hermanvanveen.com
nordClick/Kieler Nachrichten vom 24.05.2005