Birgit Kristina Nargang schrieb am 19.09.2005 im Rhein Mainer



Text ohne zynischen Unterton



Hermann Van Veen beim 3SAT-Festival/Forderung nach Humanismus


Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich..." Wenn sich das ein kleiner Erpel fragen darf, scheint die Comic-Welt für eine halbe Stunde ein bisschen besser. Weil sich die Wahrheit selbst in Kinderliedern nicht beugen will, weil es in ihnen neben ausgelassener Freude Traurigkeit gibt und ein "Warum?", das Alfred Jodocus Kwak nicht loslassen will.

Sein Schöpfer und Equivalent in der nicht ganz so bunten Welt, Hermann Van Veen, trat jetzt auf dem 3Sat-Festival auf, und auf Wunsch sang er noch einmal durch Alfreds Entenschnabel. Das "Warum?" bezog sich diesmal allerdings auf Bush, Bomben, den Irak - weder Alfred, noch Hermann können aus dem ungläubigen Staunen, der Wut und dem Aufbäumen herauskommen.

Hermann Van Veen fordert nicht viel, und doch das Größte, Humanismus: "Lasst der Maus ihr Loch, lasst den Bräuten ihren Strauß, und die Soldaten, lasst die Soldaten zuhaus." Seine Lieder der aktuellen CD "Hut ab!" pendeln in der wohl bekannten Reaktion aus Heiterkeit und Melancholie, manchmal wird sie explosiv, oft schäumt sie, und stellenweise ist sie einfach wunderschön. "Die Augen meiner Mutter hatten immer ein Leuchten" ist ein geflüstertes, in Zärtlichkeit notiertes Liebeslied. "Väter" haben von nichts eine Ahnung - Breichen kochen, Apfel oder Brot füttern, wie tut man das? - aber ihr Kind auf den Arm nehmen und wiegen, das können sie auch.

Die hervorragende Band intoniert, was nicht mehr gesagt werden kann. Eric van der Wurff am Piano und Kontrabass und Jann an der Geige produzieren eine Art von Zigeunerjazz, ein dynamisches Wechselspiel - und Wieke Garcia an der Harfe und Edith Leerkes mit ihrer klassischen Gitarre tragen Hermanns Texte mit sanfter Subtilität. "Wenn Holland gegen Deutschland spielt" - hochinteressant, was sich da im Nachbarland abspielt! "Kein Arsch auf der Straße, nicht mal im Rotlichtbezirk, keine Demo, kein Stau, alle Kneipen voll und muslimische Mädchen dürfen 90 Minuten tragen, was sie wollen". Die paar Tausend Wohnwagenbesitzer und die restlichen Millionen Holländer - hier einen sie sich im grandiosen "We are the champions" - und beinahe hätte man mit Hermann eingestimmt, huch. "Was haben euch denn die Kinder getan?" fragt er Bush und Bin-Laden.

Wenn etwas Van Veens Texte so intensiv macht, dann womöglich dieses Nebeneinander von Dingen, die so unvereinbar scheinen, ein harter Realismus, der nie ins Zynische abgleitet. Es bleibt auch immer das Motiv der Kindheit, zu dem er zurück findet.