Helene Kurz schreef 18 november 2005 in de Wiener Zeitung
Eine harte Nuss
Von Helene Kurz
"So, das war’s. Nächste Woche geht’s weiter. Und bitte seien Sie so freundlich und nehmen Ihre Kaffeebecher mit." Zur Begrüßung am zweiten Abend des vierteiligen Hermann-van-Veen-Zyklus wird das Publikum im Jugendstiltheater gleich wieder verabschiedet.
Van Veens Stück "Chopin" lässt sich keinem Genre zuordnen, es besteht aus einer Mischung aus Musik, Schauspiel, Tanz und Gesang. Es handelt von einem jungen Komponisten (Martin Beck), der glaubt, er sei Chopin. Die Musikwissenschaftlerin Johanne Thierry, überzeugend und großartig gespielt von Birgit Doll, untersucht den Fall.
Ein Wechselspiel zwischen Misstrauen, Annäherung und Distanz beginnt, symbolisiert durch eine Leine aus verknoteten Wäschestücken, an der beide Figuren ziehen. Bald wird klar, nichts ist mehr so, wie es einmal war.
Ein Klavier, zwei weiße Stühle: Das Bühnenbild ist karg und nüchtern – ganz im Gegensatz zur Komposition, die zwischen Chopin und moderner Pop- und Tanzmusik hin und her schwenkt. Die Freude an diesem Stück ist allen drei Schauspielern deutlich anzumerken. Besonders Lilja Hermannsdóttir fasziniert das Publikum durch ihre ausdrucksvollen Tanzeinlagen.
Im Lauf des Spiels tauchen immer wieder Fragen auf: Warum liegt ein großer roter Ball mitten auf der Bühne? Welche Rolle spielt die Tänzerin Alice? Fragen über Fragen stellen sich – aber wer will an diesem gelungenen Abend schon alles beantwortet haben?
Was Wer Wo Wie
Chopin (Musiktheaterstück von Herman van Veen, 2005)
Hermann van Veen (Regie)
Jugendstiltheater , Tel. 96096
Wh.: 17. November
Rätselhaft, aber gelungen.