Jakob Buhre schreef 18 januari 2006 in ND
3000 Lieder
Wann haben Sie eigentlich damit angefangen, auf der Bühne Geschichten zu erzählen?
Das geht zurück auf die Zeit, in der ich am Konservatorium in Utrecht studierte. Denn da habe ich mich beim Singen von Mozart. Schubert
oder beim Spielen von Vi-valdi auf der Geige eigentlich unwohl gefühlt. Ich fand diese Musik zwar sehr schön, aber da konnte ich nichts
Persönliches einbringen. Am Ende meiner Studienzeit sollte ein Abschlussfest geben, auf
dem die Studenten etwas aufführen sollten - aber niemand hatte Lust, sich zu beteiligen. Da haben dann mein Freund Erik van der Wurff und
ich ein Programm zusammenstellt, das wie eine Reise war, durch unsere fünf Studienjahre und durch die klassische Musik. Wir haben eigene
Lieder mit eigenen Texten gemacht, darüber, wie wir das Studium empfunden haben. Per Zufall haben wir an diesem Abend entdeckt: Man kann
mit dem, was wir am Konservatorium gelernt haben, auch etwas anderes tun.
Aber das Bedürfnis, mit sehr persönlichen Texten vor ein Publikum zu treten, wo kam das her?
Ich merkte an diesem Abend, dass ich durch diese sehr persönliche Musik Kontakt, haben kann mit dem Publikum. Wesentlich mehr Kontakt,
als wenn Hermann van Veen eine Partita von Bach spielt.
Wissen Sie, wie viele Lieder Sie ingesamt geschrieben haben?
Ja, ich weiß es, weil ich alle bei einem Verlag veröffentlicht habe. Es sind ungefähr dreitausend.
Dreitausend?
Ja. Sie haben richtig gehört. Das kommt aber auch daher, dass ich viele Lieder schreibe, die ich am Ende nicht selber singe. Ich schreibe
viel für Kinder, fürs Fernsehen. ich habe viele Theaterstücke geschrieben, in denen Lieder vorkommen. Manchmal schreibe ich auch nur den
Text oder nur die Musik eines Liedes ... Letzten Endes wäre es wohl fair zu sagen: Ich bin an dreitausend Liedern mit schuld.
Wenn. man bedenkt, dass Sie bereits 40 Jahre auf der Bühne stehen, kommt man auf 75 Lieder pro Jahr. Wie gehen Sie da vor?
Es ist nicht so, dass man sich einfach hinsetzt und ein Lied schreibt. Man schreibt einen Satz auf oder ein Wort - und weiß nie, was am Ende
daraus wird. Vielleicht bietet der Satz einen Rhythmus an, oder es ergibt sich zufällig ein Reim, dann wird es vielleicht ein Gedicht oder
ein Lied. Manchmal kann es auch ein Film werden oder ein Buch. Ich habe keinen Plan, sondern das schreibt sich eigentlich alles von selber.
In welcher Sprache schreiben Sie?
Immer zuerst auf Holländisch. Dann übersetze ich es grob ins Französische, Englische oder Deutsche, je nachdem, wo ich mich gerade
befinde. In Frankreich saß ich einmal auf einer Parkbank neben einem Penner. Wir haben ein langes Gespräch geführt, das ich dann auf
Französisch aufgeschrieben und am Abend' in meinem Konzert vorgetragen habe.
Gibt es im. Deutschen ein Wort, das Sie besonders mögen?
Ich glaube, das schönste Wort ist für mich "warten". Das hat eine wahnsinnige Ruhe. "Worauf warten Sie7" - Das ist so schön!
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