Gerd Blase schrieb am 17.09.2005 in der Rhein-Zeitung
Ein Clown, der sich einmischt
Herman van Veen ist zu Gast beim 3sat-Festival- Im MRZ- Interview sprach der Entertainer auch über Ökologie und Fußball
Ökologie, Südafrika, die Musik und die Eltern: gerade mal 20 Minuten hat Herman van Veen Zeit fürs Interview - und doch packt er die halbe Welt hinein. Der bekannte niederländische Liedermacher tritt heute beim 3sat-Zeltfestival auf.
MAINZ. Hermann van Veen kommt gerade aus Südafrika, gleich muss er auf den Lerchenberg zum ZDF-Mittagsmagazin, und später kommt der Auftritt beim Zeltfestival hinzu (Übertragung am 8. Oktober, 21.15 Uhr. 3sat), Der niederländische Liedermacher, Clown, Regisseur, Unicef-Botschafter und Gründer von vier Hilfsorganisationen bat viel zu tun. Das Interview muss also kurz sein. Und: "Herman telefoniert noch", sagt Edith Leerkes, Musikerin und seine Produzentin. Des wegen geht die erste Frage an sie, bis "Herman" kommt.
Was haben Sie gemacht in Südafrika?
Leerkes: Vier Konzerte gegeben und unsere Projekte besucht, eine Klinik, einen Wildpark, Nun wird die Herman-van-Veen-Foundation ein Theater in Soweto bauen. Die Leute dort haben Gefängnisse, aber kein Theater. Aber es darf kein europäischer Bau werden, es muss für die Leute passen, sonst war's wieder so eine Art Kolonialismus, van Veen: Am 24. September nächstes Jahr wird das Theater eröffnet. Sieben Millionen Menschen leben in Soweto, die brauchen so was. Kultur ist wichtig: Wenn man Geige spielt, hat man keine Hand frei zum Schießen.
Herr van Veen, Sie haben viele Preise bekommen für Ihre Kunst, aber auch für soziales Engagement. Welche sind Ihnen wichtiger?
Ich mag Preise. Aber der erste war der wichtigste. Ich bekam den Davids-Ring von Wim Kann. Das ist ein bedeutender Kabarettist bei und. 2010 wenn ich 65 bin, werde ich ihn in Rotterdam weitergeben. Wir wollen ein großes Fest darumherum machen.
Für viele Menschen gelten Sie als moralische Instanz, obwohl Sie sagen, Kunst habe keine erzieherische Funktion.
Was ich singe, singe ich, weil es meine persönliche Sache ist. Wenn ich mich aufrege, singe ich aufregend. Ich tue das hauptsächlich, um zu hauptsächlich um zu unterhalten. Wenn die Dinge, die mir zu Herzen gehen, auch anderen Menschen zu Herzen gehen, treue ich mich.
Sie pflegen ein enges Verhältnis zu Ihren Musikern. Erik an der Wurff etwa ist von Beginn an, seit 40 fahren, dabei. Welche Rolle spielen solche Menschen?
Es sind Freunde. Wenn man jemanden liebt, dann bleiben diese Leute. Die Umstände verändern sich, aber nicht die liebe. Ich sollte mal mit einem anderen Pianisten vor der königlichen Familie spielen. Ich habe gesagt: Entweder mit Erik oder gar nicht. Das ging dann plötzlich. Am liebsten hatte ich es, wenn mein Vater auch noch in der ersten Reihe sitzen würde, aber der ist leider nicht mehr.
Ihr Vater war Sozialdemokrat, ihre Mutter nannten Sie mal das Rote Kreuz ihrer Straße. Prägen Sie diese Einflüsse?
Ich bin Sozialdemokrat Und wenn man Menschen helfen kann, warum sollte man nicht? Meine Eltern waren immer am glücklichsten, wenn sie helfen konnten. Ich glaube nicht, das" man die Welt verbessern kann, aber man kann mit Projekten dafür sorgen, dass es ein paar Leuten besser geht.
Sie spielen gern in Deutschland, Warum eigentlich?
Ich komme seit 35 Jahren hierher. Die Bilder von Mainz oder Frankfurt sind ein Teil von mir. Ich kenne jede Kirche, jede Autobahn. Es hat auch damit zu tun, dass die Deutschen Lieder mögen, In Frankreich ist vielleicht das Theater stark, in Italien die Oper, hier ist es das Lied. Ich passe wie die Hand in den Handschuh.
Ich sehe Deutschland optimistisch. Es hat Erfahrungen, von denen viele Linder lernen können, etwa in der Ökologie. Sie ist wichtig für die fahr, Rotterdam ist in Gefahr. Das Wasser kommt von oben, von unten, vom Meer. New Orleans war nur ein Anklopfen. Wir müssen Menschen wählen, die was tun gegen die ökologische Katastrophe.
Sie gründen Hilfsorganisationen, schreiben Bücher, Musik und einiges mehr. Wollen Sie mit 60 nicht allmählich mit irgendwas aufhören?
Ja, ich möchte aufhören, mich aufzuregen. Gestern habe ich Ajax Amsterdam gesehen. Die haben gegen Gott-weiß-wen gespielt und vergessen, ein Tor zu schieden. Danach haben sie gesagt: Es war ein gutes Spiel. Ich wurde gern dem Trainer sagen: Erstens, Junge, nimmst du die Hände aus den Taschen, wenn du interviewt wirst. Zweitem: Gut spielen hat keinen Sinn, wenn man keine Tote macht. Das ist als wenn ich sage, ich habe ein tolles Konzert gegeben, aber den Leuten hat es nicht gefallen.