OTZ
Michael Groß

Herman van Veen als Musiker und Maler in Jena

16 oktober 2013

So voll war es wohl noch nie im Foyer des Fitnesscenters POM City im 14. Stock des B 59-Hochhauses wie am Sonntag Vormittag. Der Grund war nicht etwa ein ungewohnter Andrang nach sportlicher Betätigung, sondern der Auftritt eines Stars der Liedermacher-Szene - Herman van Veen. Jena. Der 68-jährige Künstler aus Holland sang aber nicht. Das hatte er am Vorabend bei seinem ersten Jenaer Konzert bereits im Volkshaus mit vier Zugaben getan und dafür Standig Ovations geerntet. Nein, die gut 100 Besucher waren gekommen, um Herman van Veen von einer ganz anderen, bislang noch nicht so bekannten Seite kennenzulernen - als Maler.


Angefangen hatte er damit erst 2005 nach dem Tod seines Vaters. Da fand er auf dem Dachboden einen alten Koffer von seinem Vaters mit Holzschnitten. Der Sohn ließ sich inspirieren und begann selbst mit dem bildnerischen Schaffen. Es entstanden abstrakte Bilder, in denen er seine Gefühle mitteilt. Er selbst sagt: "Wenn es in mir malt, dann muss alles raus aus mir. Es ist wie, wenn ein Fenster aufgerissen wird". Und manchmal helfe auch ein kleiner Schnaps zum weiteren Entwickeln einer Bildidee.

Wie sich die Besucher überzeugen konnten, ist es vor allem die Farbe Blau, oft tiefes Ultramarinblau, die bei Herman van Veen dominant ist. Ja selbst die Hoffnung - so die Laudatorin Cornelie Becker-Lamers - sei bei Herman van Veen nicht grün, sondern blau. Er erzähle in seinen Bildern Geschichten zum Beispiel über die Tänzerin Mata Hari, über Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg oder über Freundschaften, die so schön seien, weil sie ohne familiäre Verpflichtung bestehen. "Meine Mutter und mein Vater hatten blaue Augen, und meine Mutter trug auch sehr gern blaue Kleider", erinnerte sich der Künstler.
Und er erinnert sich auch an seinen ersten Auftritt in der DDR. Damals habe er zur Pressekonferenz eisiges Schweigen geerntet, als er sagte, dass er mit seinem Auftritt dazu beitragen wolle, einen Stein aus der Mauer ?- herauszutrennen. Und er erinnerte sich auch an jenen Leip?ziger, der ihm dann nach der Wende einen Stein aus der Mauer nach Holland gebracht hatte.

Die Bilder von Herman van Veen, der am Sonntag viele Autogrammwünsche zu erfüllen hatte, sind jetzt dank der Galerie Kunstraum von Marina Zollmann bis zum 8. Dezember im POM im "B 59"ausgestellt.