Harald Iding schrieb am 13.05.2005 im Westfalen-Blatt (Höxtersche Zeitung)


Herman van Veen (60) bleibt sich als Künstler treu




Glanzvoll: Musikus begeisterte mit seinem "Team" in der Weserstadt


Kreis Höxter (WB). "Ich hab' ein zärtliches Gefühl... für den, der sich zu träumen traut" sang Herman van Veen 1979 zum ersten Mal vor dem Publikum in Beverungen. Jetzt ist der geniale Niederländer 60 Jahre alt geworden und bis auf ihn selbst störte das die Gäste am Mittwochabend in der proppenvollen Stadthalle recht wenig.



Um es gleich vorweg zu sagen - der Herman van Veen des Jahres 2005 ist in absoluter Top-Form und so perfekt, wie er nicht besser sein kann. Augen zu und einfach nur auf der melancholischen Welle seiner Liedern mit schwimmen, seine einzigartig Stimme genießen, die im einen Moment mal betont leise, im anderen Augenblick ermahnend kräftig über die Lautsprecher ertönt.

Wenn auch die Haare nicht mehr den Farbton wie einst haben, die Frisur ist ihm geblieben - und sein ehrliches Lächeln. Herman van Veen singt von dem Leben, das so schön sein kann mit seinen Höhen und Herausforderungen -und während das Lied sanft ausklingt, kommt noch ein kurzer Nachsatz. " ... es sei denn, die Mutter lebt in Afrika und hält ihr totes Kind in den Armen". Schluck, das hat gesessen!

Seine Stücke waren immer schon ein Appell an die Menschen, die Schattenseiten nicht einfach nur hinzunehmen, sondern sie zu erkennen, zu bekämpfen und sich vor allem für andere einzusetzen.
Deshalb war es auch nur eine Frage der Zeit, bis sich der leidenschaftliche Barde aus dem Nachbarland in die erste Reihe der Menschen stellte, die etwas anstoßen wollen. Seine "Herman van Veen Stiftung" steht für die Rechte des Kindes ein, für die er sich seit Jahrzehnten stark macht. Ein "Kinder-Haus" ist derzeit am Niederrhein geplant, um jungen Bürgern Mut für das Leben zu schenken, die Glauben an die Erwachsenen durch Kriege und andere bittere Auseinandersetzungen verloren haben.
In Beverungen, war Herman van Veen, der am 14. März 1945 in Utrecht geboren ist und Sänger wie Autor von Liedern, Märchen und Erzählungen ist, nicht allein. Er hatte seinen musikalischen Weggefährten Erik van der Wurff ,mitgebracht, der ihn schon seit mehr als 40 Jahren am Klavier begleitet.
Eine begnadete Gitarristin ist Edith Leerkes, die den Zuhörern mit ihren Soli-Stücken einen weiteren professionellen Part bei diesem Konzert bot. Barfuß betrat sie die Bühne und bewies eindrucksvoll, dass man nicht nur in Spanien Meister an der Konzertgitarre finden kann. Jannemien Cnossen an der Geige und Wieke Garcia, die für rhythmische Bodenhaftung sorgte, zählten ebenso zu diesem traumhaften Quintett.
Das begeisterte Publikum wollte "Herman & Co." nicht mehr von der Bühne, lassen, und
selbst nach drei Stunden Tanz, Musik und kleine Zaubertricks sie es nicht müde, nochmals vor die Gäste zu treten und in die Gitarrenseiten zu greifen.
Herman van Veen ist ein unkon venitoneller, aber vor allem ein liebenswürdiger Zeitgenosse. Er macht immer das, womit man nicht rechnet. Er ist sich vielen Jahren (in Beverungen war es mittlerweile sein 14. Auftritt) treu geblieben.

Mit van Veen bleiben auch die Fans jung, die ihn schon als Jugendliche gehört haben und heute selbst Väter und Mütter sind. Er hat 132 Schallplatten wie CDs in fünf Sprachen aufgenommen, davon 50 allein auf Deutsch. Herman darf bitte an alles denken, nur nicht an seinen Ruhestand.

Zwischen den beiden hübschen Kolleginnen fühlte sich der Star van Veen richtig wohl. Viel Beifall ernteten die Musikerinnen Edith Leerkes (Gitarre, re.) und Jannemien Cnossen (Geige) für ihre Virtuosität.
Er rührt an, will aber auch die Menschen ermahnen, über das Leben mit seinen Tiefen nachzudenken. Herman van Veen ist Scheuspieler, Phantast und Musiker - und einfach nur genial.