Andreas Babel schrieb am 12.11.2005 in der Cellesche Zeitung
Wischmeyer und van Veen haben es Nuhr schwer
Drei Künstler treten an zwei Tagen auf
Der Mann mit der Geige: Herman van Veen
CELLE. Die meisten der Konzertbesucher haben es nicht mehr mitbekommen: Als schon zwei Drittel der rund 700 Fans von Hermann van Veen nach zweieinhalbstündiger Show die Congress Union verlassen hatten, lockten zarte Töne rund ein Drittel von ihnen wieder in den großen Saal. Und der 60-jährige Niederländer mit seinen fünf Mitstreitern konnte offensichtlich nicht genug bekommen vom Musizieren in Celle: Da standen die sechs Vollblut-Musiker auf der Bühne und brachten der begeisterten Schar noch drei weitere Lieder zu Gehör.
"Seit 1968 sind viele unserer Zuhörer gestorben. Sie haben Glück gehabt", kokettierte van Veen mit seinem Alter. Im März ist er 60 geworden. Aber immer noch läuft, hüpft, springt, steppt und rockt er über die Bühne wie ein Junger. Die Lust am Musizieren mit seinem hoch begabten Ensemble funkelt in seinen blauen Augen.
Van Veen - das ist natürlich ein enorm vielseitiger Musiker, der in Celle Klavier, Geige und Gitarre spielte. Seine Stimme ist unverkennbar, sie ist kraftvoll, sie ist so unglaublich präsent, dass van Veen eigentlich kein Mikrophon gebraucht hätte.
Van Veen - das ist aber auch ein sehr nachdenklicher Mann. Das Lachen bleibt dem Publikum im Halse stecken, wenn er die "afrikanische Version" an ein Lied anhängt, in dem er beschreibt, dass man als Elternteil die ersten Monate im Leben eines Kindes genießen soll. Die ursprüngliche Version endet nämlich mit den Worten: "Bevor Du es merkst, ist das Kind schon groß." Und die afrikanische stellt er lakonisch hinten an: "Bevor Du es merkst, ist das Kind schon tot."
Immer wieder wechseln sich Klamauk und nachdenkliche Passagen, melodiöse und turbulente musikalische Darbietungen der Extraklasse ab. Van Veen und seine Band hätten mehr als 700 Zuhörer in Celle verdient gehabt