Rhein-Sieg Rundschau-Siegburg
PETER LORBER

Für eine kurze Ewigkeit in Ehrfurcht

8 mei 2010

Herman van Veen fasziniert sein Publikum mit musikalischern Kunstwerken


SIEGBURG. In vielen Lebenssituationen stellt sich einem die Frage, ob man lachen oder weinen soll. Ganz offenbar spielt eine fortwährende mentale Gratwanderung im Schaffen Herman van Veens die zentrale Takt gebende Rolle. Wobei er jedoch stets selbst düstersten Gedanken trotzig, mit viel Fatalismus und einem Schuss Ironie auf die Schliche kommen will, ob sich in der Kümmernis nicht doch ein Fünkchen Hoffnung befinden mag. Bei den vornehmlich Rheinländern unter den 1500 Besuchern in der ausverkauften Rhein-Sieg-Halle wird er viele Gleichgesinnte getroffen haben, heißt es doch im Kölner Grundgesetz unter anderem: "Et es wie et es!"

Das mag nach schwarz-weißem Kontrast-Programm klingen, wäre aber bei der Intelligenz und der gigantischen Fantasie des Protagonisten ein unzureichendes Resümee. Denn Hermannus Jantinus van Veen, so sein richtiger Name, entfaltete auf der großen Bühne nicht bloß großes Kino, wie es heute allenthalben heißt. Er schuf wundervolle musikalische und optische Kunstwerke. Als Beispiel mag die Situation dienen, als er sein vorzügliches Ensemble -einen Pianisten, eine Gitarristin, zwei Streicherinnen -nach dem finalen Takt eines Stückes in versteinerter Pantomime verharren ließ. Lange Sekunden war kein einziges Geräusch zu vernehmen, waren alle Anwesenden, die auf der Bühne und die in den Stuhlreihen, für eine kurze Ewigkeit in Ehrfurcht vor dem Schönen erstarrt. Van Veen ist bekannt als Multitalent, singend, fiedelnd oder zaubernd. Und er ist immer für Überra-schungen gut. So entwickelt sich aus einer scheinbar banalen Nummer, bei der er einen Tischtennisball hin- und herwandern und verschwinden lässt, ein überdimensionaler Akt Hellerscher Prägung. Im Rhythmus der Musik greift er mit voller Hand in eine große Kiste und schleudert in weiten Schwüngen wieder und wieder Dutzende Zelluloidbälle an die Hallendecke, die dann hüpfend und knallend ihren unko-ordinierten Tanz zwischen den Musikern entfachen.
Zum Finale grandioso, als man sich schon gesättigt wähnte ob des flirrenden Spektakels, öffnete sich synchron zu einem Fortissimo an der Bühnendecke ein Behälter, der Tausende von kleinen Bällen zu einem weißen, umjubelten Feuerwerk werden ließ. Das Publikum war durchsetzt von allen Altersschichten, vornehmlich von jener, die schon vor 35 Jahren den Holländer -damals noch kultiger Geheimtipp - liebte. Dass diese Gruppe in der Pause das Gesehene immer noch mit dem Enthusiasmus von Jugendlichen feiert, lässt das Prädikat "unverbraucht" zu. Zumal die Lieder einen nach wie vor mit ihrer Sprachgewalt vereinnahmen. Und die, wie das Lied über Rosa, "die nicht weiß, was sie ist und wer sie ist", das Thema Demenz aufgreifen, nicht um zu problematisieren, sondern um zu zeigen, dass jeder Mensch 3wig Anspruch auf Liebe hat. Fast hätte man bei dieser lyrischen Dichte den wundervollen Tango überhört.



Von PETER LORBER Für eine kurze Ewigkeit in Ehrfurcht Herman van Veen fasziniert sein Publikum mit musikalischern Kunstwerken SIEGBURG. In vielen Lebenssituationen stellt sich einem die Frage, ob man lachen oder weinen soll. Ganz offenbar spielt eine fortwährende mentale Gratwanderung im Schaffen Herman van Veens die zentrale Takt gebende Rolle. Wobei er jedoch stets selbst düstersten Gedanken trotzig, mit viel Fatalismus und einem Schuss Ironie auf die Schliche kommen will, ob sich in der Kümmernis nicht doch ein Fünkchen Hoffnung befinden mag. Bei den vornehmlich Rheinländern unter den 1500 Besuchern in der ausverkauften Rhein-Sieg-Halle wird er viele Gleichgesinnte getroffen haben, heißt es doch im Kölner Grundgesetz unter anderem: "Et es wie et es!" Das mag nach schwarz-weißem Kontrast-Programm klingen, wäre aber bei der Intelligenz und der gigantischen Fantasie des Protagonisten ein unzureichendes Resümee. Denn Hermannus Jantinus van Veen, so sein richtiger Name, entfaltete auf der großen Bühne nicht bloß großes Kino, wie es heute allenthalben heißt. Er schuf wundervolle musikalische und optische Kunstwerke. Als Beispiel mag die Situation dienen, als er sein vorzügliches Ensemble -einen Pianisten, eine Gitarristin, zwei Streicherinnen -nach dem finalen Takt eines Stückes in versteinerter Pantomime verharren ließ. Lange Sekunden war kein einziges Geräusch zu vernehmen, waren alle Anwesenden, die auf der Bühne und die in den Stuhlreihen, für eine kurze Ewigkeit in Ehrfurcht vor dem Schönen erstarrt. Van Veen ist bekannt als Multitalent, singend, fiedelnd oder zaubernd. Und er ist immer für Überra-schungen gut. So entwickelt sich aus einer scheinbar banalen Nummer, bei der er einen Tischtennisball hin- und herwandern und verschwinden lässt, ein überdimensionaler Akt Hellerscher Prägung. Im Rhythmus der Musik greift er mit voller Hand in eine große Kiste und schleudert in weiten Schwüngen wieder und wieder Dutzende Zelluloidbälle an die Hallendecke, die dann hüpfend und knallend ihren unko-ordinierten Tanz zwischen den Musikern entfachen. Zum Finale grandioso, als man sich schon gesättigt wähnte ob des flirrenden Spektakels, öffnete sich synchron zu einem Fortissimo an der Bühnendecke ein Behälter, der Tausende von kleinen Bällen zu einem weißen, umjubelten Feuerwerk werden ließ. Das Publikum war durchsetzt von allen Altersschichten, vornehmlich von jener, die schon vor 35 Jahren den Holländer -damals noch kultiger Geheimtipp - liebte. Dass diese Gruppe in der Pause das Gesehene immer noch mit dem Enthusiasmus von Jugendlichen feiert, lässt das Prädikat "unverbraucht" zu. Zumal die Lieder einen nach wie vor mit ihrer Sprachgewalt vereinnahmen. Und die, wie das Lied über Rosa, "die nicht weiß, was sie ist und wer sie ist", das Thema Demenz aufgreifen, nicht um zu problematisieren, sondern um zu zeigen, dass jeder Mensch 3wig Anspruch auf Liebe hat. Fast hätte man bei dieser lyrischen Dichte den wundervollen Tango überhört. Von