rbr schreef 10 april 2006 in de Saarbrücker Zeitung
War die Welt besser, als wir 18 waren?
"Hut ab!": Herman van Veen gibt in der Saarbrücker Congresshalle zwei äußerst gelungene Gastspiele
Wie hat man ihn nicht schon zu beschreiben versucht: als ewiges Kind und Clown, als trotzig-politischen Sänger und Verfasser zärtlicher
Liebeslieder, als Pantomime. Die Wahrheit ist: Herman van Veen ist von allem etwas. Am Wochenende kam der Niederländer nach mehrjähriger
Abstinenz fur zwei Konzerte nach Saarbrücken - im Gepäck sein aktuelles Album "Hut ab!", das im Original etwas passender "Väter" heißt.
Saarbrücken. Van Veen erzählt in seinen neuen Liedern viel von seiner Kindheit und Jugend und davon wie es ist, selbst Vater zu werden,
natürlich von der Liebe, aber auch von Alter und Sterben. "Erik, war die Welt
besser, als wir 18 waren?" fragt er in einem der Titel seinen Pianisten Erik van der Wurff, mit dem er seit über 40 Jahren spielt.
War es etwas Resignation, die da mitschwang, oder die gewohnte Melancholie? Melancholisch ist van Veens Kunst seit jeher, vor allem
seine Texte, die er in vier Sprachen vorträgt. Musikalisch lässt er sich wie immer nicht festlegen: Mit seinem hervorragend besetzten
Ensemble variiert er spielerisch Klassik und Moderne, springt durch Zeiten und Kulturen, um
alle Genres zu vermengen. Von seinen Mitspielern hatte besonders Edith Leerkes das Publikum nach den ersten Tönen in Bann gezogen.
Früher spielte Leerkes in einein weltlberühmten Gitarrentrio, bekannt für Bearbeitungen klassischer Meister - bis van Veen anrief.
Jetzt steht sie mit ihm auf der Bühne und spielt brillant.
Doch bei van Veens Aurtritten geht es nicht nur um Musik, Wie ein
verspielter großer Junge wirkt der 61-Jährige, wenn er wie ein Derwisch mit dem Schellenring über die Bühne fegt oder mit
Tischtennisbällen um sich wirft. Dazwischen erzählt er kleine Geschichten, vollführt Zaubertricks oder bringt die Zuschauer
durch Blödeleien zum Lachen.
Faszinierend zu beobachten, welche ehrliche Freude ihm das bereitet. Vor einigen Jahren hat van
Veen für seine Verdienste um die deutsch-niederländischen Beziehungen das Bundesverdienstkreuz erhalten. Auf die ihm eigene
Art und Weise nimmt er die gegenseitigen Vorurteile der beiden Nachbarn aufs Korn.
Das Publikum konnte nicht genug bekommen:
trotz dreier Stunden hervorragender Unterhaltung entließ es van Veen erst nach mehreren Zugaben. Wie einen alten Freund, der
nach einem schönen Abend den Heimweg antritt, rbr