Martina Lode-Gerke schrieb am 09.05.2005 in der WAZ Dortmund


Hut ab vor dem Meister leiser Töne




Herman van Veen im Konzerthaus


Was unterscheidet eigentlich den Niederländer vom Deutschen? Unter anderem mit dieser existentiellen Frage beschäftigt sich Herman van Veen in seinem neuen Programm "Hut ab". Zu sehen am Freitag und Samstag im Konzerthaus. Fazit: Genauso wenig wie ein Bus jodelnder Rosenheimer "typisch deutsch" ist, haben nicht alle Holländer einen Wohnwagen - kaum zu glauben für viele Besucher im fast ausverkauften Konzerthaus, die in den Sommerferien Richtung Süden fahren und auf völlig verstopften Autobahnen im Stau stehen. Auch mit dem Vorurteil, dass Holländer nicht sexy seien, räumte der Berufs-Niederländer auf und lüpfte sein Hemd, um seinen "Waschbrettbauch" und - sehr dezent und durchaus jugendfrei - seinen schwarzen Tanga zu zeigen. Dass nicht gleich alle Frauen in Ohnmacht fielen, lag sicherlich nicht daran, dass Herman van Veen neulich erst seinen sechzigsten Geburtstag feierte.
Viele leise Töne hat der Niederländer in sein buntes Programm eingebaut: "Väter, die sich Christ nennen oder Mohammedaner, was haben euch die Kinder getan?" fragt der Sänger in die Runde und kommt auf die Terroranschläge der jüngeren Vergangenheit zu sprechen - oder auf die Zeit in Amsterdam nach dem Kriegsende, wo der Heimkehrer sein Haus wiederfindet, das nun einem anderen gehört.

Ein wunderbar bunter, besinnlicher, zum Nachdenken anregender Abend. Und wie ein Bekenntnis klingt das Lied "Ein Mensch hat im Leben keine Zeit, um für alles Zeit zu haben."
Hoffentlich hat Herman van Veen noch viel Zeit für sein Publikum!