Raphael Bonitz schrieb am 08.10.2005 in der Lingener Tagespost



Ein Clown mit viel Tiefgang



Ovationen für Herman van Veen - Ein Konzert, das lange nachklingt


Am Ende drückte er sich die Knospe einer Rose wie eine Clownsnase ins Gesicht, und das brachte es auf den Punkt Herman van Veen ist ein Clown, aber ein nachdenklicher, der dem Zuhörer auch den Spiegel vorhalten kann.

60 Jahre ist der Holländer, der wieder zu Gast Im voll besetzten Theater war, in diesem Jahr geworden, und er ist besser denn je. Der vielseitige Mann mit der ausdrucksstarken Stimme ist nicht nur ein guter Violinist, der nebenbei auch Gitarre spielen kann. Er ist auch ein' begnadeter Schauspieler und Entertainer. Dabei haben seine Lieder und Texte trotzdem Tiefgang.
Er ist nachdenklicher geworden, und so manches Mal bleibt dem Zuhörer das Lachen im Halse stecken, wie beim ironisch lustigen Lied über das Vatersein, in dem er eine Schlusszeile anfügt, wie es "in Afrika gesungen wird. Wieg es sanft in deinen Armen. Bevor du es merkst, ist das Kind schon tot." Das saß wie ein Pfeil.

Die Kinder sind das große Anliegen des jahrelangen UNICEF-Botschafters. So spürt man seinen Zorn, wenn er in einem seiner Lieder die "im Namen Gottes" Bomben auf die gegnerischen Länder schmeißenden moslemischen und christlichen Väter fragt: "Was haben euch die Kinder denn getan?", weil diese sterben müssen. So wird der Clown auch zum Gewissen, das das Fazit zieht, "Ohne Frieden kann keiner leben!"
Die fröhlichen Seiten van Veens kommen allerdings keineswegs zu kurz. Einfach umwerfend sein Slapstick am Flügel, leicht, komödiantisch. Und dabei kann er mit lächelndem Auge auch sich selbst aufs Korn nehmen. Einfach umwerfend die - von ihm auch getanzte - Version von Alfred Jodokus Kwaks "Warum bin ich so fröhlich".

Herman van Veen greift auf exzellente Musiker zurück. Er lässt ihnen genügend Raum. Wohl sein Alter Ego ist der begnadete Pianist und Arrangeur Eric van der Wurff, mit dem' er seit 43 Jahren auf der Bühne steht. Be Bedarf spielt er auch schon mal die akustische Bassgitarre oder greift zum Akkordeon. Edith Leerkes ist eine großartige Gitarristin, die mit ihrem Spiel die Arrangements so wunderbar belebt.
Die überaus versierte Geigerin Jannemien Cnossen gibt einen tollen Wiederpart zu van Veen, und die Percussionistin Wieke Garcia, die auch an der Harfe überzeugt, hat wie van Veen es im Programmheft beschreibt, "die Gabe, Rhythmen zu visualisieren". Alle drei Damen sind darüber hinaus hervorragende Sängerinnen. Als Besonderheit war der wundervolle Bajan-Akkordeonist Oleg Fateev aus Moldawien mit von der Partie. Sie alle zusammen machen das einzigartige -Programm des Niederländer Weltbürgers aus.

Und der bedankte sich für die großen Ovationen mit einigen Zugaben und einem "Gang durch den Saal". Ein Konzert, das sehr-lange nachklingen wird.