Thomas Becker schrieb am 07.10. 2005 in der WAZ - Duisburg



Ein Geiger sucht das Glück



Ich lieb Dich noch." Herman van Veen hat es vielleicht 1000 Mal gesungen, doch man glaubt es ihm immer noch. Die zärtliche Zugabe an seine große Liebe, an sein Publikum und an sein Metier, das kaum einer so beherrscht wie er, sie kommt tief aus dem Herzen des jetzt 60-jährigen Chansonniers, Clowns, Poeten, Philosophen, Artisten, Musikers und Spaßmachers.

Im Theater am Marientor präsentierte van Veen, der immer noch nimmermüde Moralist, sein Jubiläumsprogramm "Hut ab!", das mit vielen neuen Stücken und auch einigen älteren Liedern, seinen Freunden einen wunderbaren Abend bescherte. Herman van Veen, der sich bereits in den Siebzigern dem deutschen Fernsehpublikum in einer Kindersendung bekannt gemacht hatte, spielt gut Geige, ist ein fabelhafter Sänger, kann tanzen und lässt mit funkelndem Witz selbst manchen Kalauer wieder munter daherkommen.

Begleitet von Musikern wie dem Pianisten Erik van der Wurff, seit 43 Jahren sein Komponist und genialer Partner, der einfühlsamen klassischen Konzertgitarristin Edith Leerkes und der Harfenistin und Trommlerin Wieke Garcia, die wie auch alle anderem musikalischen Mitstreiter große Sänger sind, zog Herman van Veen schon so etwas wie die Bilanz eines Lebens, ohne dabei aber mutlos sein. Auch wenn er - wehmütig gestimmt und einmal sogar sichtlich gerührt - durchaus Zukunftsangst hat: "Stell Dir vor, Du hast eine Erektion und weisst nicht mehr warum?".

So lässt der alte Melancholiker, der nach wie vor an das Gute im Menschen glaubt, die Traurigkeit und die Sehnsucht nach einer besseren Welt vom inspirierten Spiel seiner Band auflockern, die stilsicher und souverän mit ihm noch um jede musikalische Ecke biegen kann. Herman besingt alte Lieben und Freunde, die ihm gefälligst zum Geburtstag gratulieren sollen, lässt Ping-Pong-Bälle vom Himmel regnen und trocknet seine Tränen mit Kannibalenwitzen: "Essen zwei Kannibalen einen Clown. Sagt der eine zum anderen: Der schmeckt so komisch." Ein großes Lob für einen Spaßmacher aus berufenem Munde.