Tobias Fligge schrieb am 05.11.2005 in der Schweriner Volkszeitung, Ausgabe Ludwigslust
Hut ab vor Herman van Veen und seiner Eigenwilligkeit
Berühmter holländischer Liedermacher rührte Publikum zu Tränen
Schwerin: Herman van Veen, niederländischer Liedermacher, Schauspieler,
Clown, Philosoph und Poet, ist bekannt in der ganzen Welt. Ende Oktober
gastierte er in der Schweriner Kongresshalle mit seinem Programm "Hut ab!".
Es beinhaltet Lieder der gleichnamigen aktuellen CD sowie Stücke aus
vergangenen Zeiten.
Unterstützt wurde er dabei von einer kongenialen Band, deren Mitglieder
allesamt ein beachtenswertes Spiel zauberten und mit
poly-instrumentalistischen Fähigkeiten ausgestattet sind. Herman van Veen
bewegt sich zwischen Folklore, jiddischer Musik, Chanson, Kabarett oder
schockierte das Publikum mit der Parodie eines Rocksongs. Nach dem
bedächtigen Song "Kleiner Wahnsinn" über Liebe und Sehnsucht machte er mit
einer verzerrten Akustik-Gitarre ein höllisches Getöse und schrie "ICH LIEBE
DICH!"
Der Mann mit dem markanten Holländer-Akzent und dem unvergleichlichen Charme
verstand es wunderbar, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Er erschaffte
ein Feuerwerk aus Gefühlen der verschiedensten Farben und Formen. Van Veen
flüsterte und schrie, lachte und war betrübt, rannte und schlich. Das
Publikum verlor von einem zum anderen Moment Tränen des Mitgefühls und der
Freude.
Er machte auf die heutigen Probleme aufmerksam, ließ seinen Alfred Jodocus
Kwak von Al Quaida und Bush's Bomben singen. An anderer Stelle zeigte er
abrupt den Kontrast zwischen hiesiger Vaterschaftsfreude und der Angst vor
dem schnellen Erwachsenwerden der Kinder, gegenüber der Angst in Afrika vor
dem viel zu frühen Tod eines Kindes.
Herman van Veen setzt sich ein für die Menschen, spielte Konzerte in
Südafrika, ist Botschafter für Unicef und gründete die
Herman-van-Veen-Stiftung.
Und das alles tut dieser Mann mit seinen sechzig Jahren. Er rannte in das
Publikum und durch die ganze Halle wieder zurück.
Das erste Mal sah ich ihn vor zehn Jahren in Rostock. Da war ich acht Jahre
alt und ich weiß nur noch, dass ich es wunderbar fand und seit dem seine CDs
in mein Herz schloss. Das alles hat sich bestätigt, ja sogar verstärkt. Ich
ziehe meinen Hut vor ihm und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
Tobias Fligge