Rainer Wilde schreef 3 april 1995 in het Stadtfeuilleton van Stadt Osnabrück
Zauberer im reich der Gefühle
Der höllandische Entertainer Herman van Veen begeisterte in de Stadthalle
Ein tanzender Clown sang melancholische Liebeslieder; ein sensibler Chansonnier ließ
leise Schwingungen der Seele und heftiges Beben der Emotionen spüren; ein Sänger, Geiger und
Pianist feierte mit seinem Musikern ein opulentes
konzertantes Fest: Herman van Veen war wieder in der Stadthalle.
In einer Mitreißenden Bühnenshow, die mehr als bei den letzten Tournee-Programmen den Konzertcharakter betont ,
führt der höllandische Entertainer durch neue und alte Lieder, durch ein Wechselbad der Stimmungen, durch
romantische Träume und traurige Realitäten. Sein "zärtliches Gefühl" für
die Schwachen mischt sich mit dem augenzwinkernd-naiven, Spass des Clowns, seine Lieder und Texte versuchen ein Stück
Schönheit einer Welt zu retten, deren Haßlichkeit sie nicht
verschweigen.
Die Pointen seiner bitterbösen anekdotischen Text-Miniaturen treffen
genauso, wie seine kurios-grotesken Albernheiten überrumpeln. Und getreu
dem Text des hinreißend interpretierten Freiedrich-Hollaender-Chansons
"Wenn ich mir was wünschen könnte" steht dem"Glücklichsein" die
"Sehnsucht nach dem Traurigsein" im Weg.
Tanz der Narren
Herman van Veen ist ein skeptischer Optimist, ein fröhlicher Melancholiker, der seine Zuhörer
zum Mitfühlen und Mitdenken zwingt, ohne ihnen die Freude am gemeinsamen Genuss des Konzerts zu nehmen.
Mit großen Ernst warnt er von radikalismus jeglicher Art, betrauert er den Verlust der Unbefangenheit,
aber mit Lust stürzt er sein Publikum auch in Gefühlsverwirrungen,
wenn er ganz abrupt die Stimmung wechselt, wenn er von lyrischer
Intensität in dröhnendes Pathos fällt, von der Narretei in schmerzliche Tristesse.
Dass er all diese Gegensätze der Emotionen so schier unglaublich leicht
zu verbinden weiß, das ist nicht nur seine große Kunst, sondern auch die seiner
langjährigen, musikalischen
Begleiter, den grandiosen Multi-Instrumentalisten Erik van der Wurff und Nard
Reijnders. Wie selbstverständlich dieses Trio in allen musikalischen Stillen zu Hause
ist, das läßt verblüfft staunen. Da begeistert ein brillant karikierter
südamerikanischer Tango, da reißen
Klemzer- und Zigeunerklänge mit, da blühen jazzige Rythmen und schmelzende Melodien.
Einfach unwerfend die Kunstgesang-Duo-Persiflage auf der Grundlage
von Erich Kästners "Abendlied des Kammervirtuosen". Aber auch das
avantgardistische Klaviersolo van Veens ("Ich bin ein Weihnachtsbaum")
ist ein parodistisches Kabinettstück. Das alles wird mit einer ebenso
präzisen wie unaufdringlichen Lightshow unterstützt und von
einem souverän bedienten Mischpult, von dem aus auch raffiniert eingesetzten Ton-effekte
(etwa die Botschaft des "Alien") exakt gesteuert werden.
Als beim Konzert am Samstag abend die ersten Konzertbesucher wohl schon zu Hause
waren, feierte eine beträchtlich grossen Fan-Gemeinde noch immer
ihren "Herman" unds seine Musiker, bis van Veen sich eine halbe Stunde
vor Mitternacht, schon in Zivil, mit der Erfüllung eines letztes
Liedwunsches ("Wärst du ein Zauberer"), verabschiedete.
Er ist ein Zauberer.
Rainer Wilde
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