Artikel von kurier (AU) 2 november 2001

Ein Abend wie sanftes Streicheln übers Haar
Auch Engel werden älter.



Auch Engel werden älter.
Aber es ist schön, dass es doch noch etwas gibt, das so ist, wie es immer schon war: Herman van Veen zum Beispiel. Sanft. Poetisch. Bezaubernd. Ein graziöser Clown, den man einfach gern haben muss, wenn er ein aufgespanntes Schirmgestell plötzlich in einen leuchtenden Luftkreisel verwandelt.

So ist auch der Freitagabend mit dem mittlerweile 56-jährigen holländischen Sänger, Musiker und Entertainer im ausverkauften Konzerthaus wie sanftes Streicheln übers Haar.

Die Show und die aktuelle CD heißen „Was ich dir singen wollte“ (Universal). Van Veen kommt aus einer Zeit, als sich alle, die eine Bühne erklommen, „Liedermacher“ nannten. Und das alte Zirkuspferd zieht immer noch alle in seinen Bann:

Mit zärtlichen Liebeserklärungen wie „Anders anders“: „Du bist lieb, nicht lieber, du bist anders lieb.“

Mit einem Hauch von Schwermut und Liedern, die, sobald man die süße Kruste genossen hat, ihren bitteren Kern offenbaren.

Mit Slapstick-Einlagen und Parodien von Sopran, Tenor und Bariton und schließlich eines ganzen Chores.

Mit ein bisschen Multikulti von der exzellenten Begleitband, jiddischer Musik und afrikanischer Folklore.

Die Balance stimmt zwischen Aufbegehren und Nachdenklichkeit, todtrauriger Schwermut und fröhlichen Scherzen. – „Wie begeht ein Heldentenor Selbstmord? Er stürzt sich von seinem Ego mitten hinein in seinen IQ.“

Auch Engel werden alt. „Und die tote Oma wird ein Engel. Aber wann wird der Engel wieder Oma?“

Es ist schön zu erleben, dass uns dieser rotzfreche Moralist, wie die Zeit ihn braucht, auch nach so vielen Jahren noch so viel zu sagen hat von Dingen, die nicht altern. –



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