Christian Rein schrieb am 01.12.2005 in der Aachener Zeitung
"Engagier' Dich ehrenamtlich egal wo!"
Herman van Veen appellierte vor der Verleihung der Martin-Buber-Plakette an Jugendliche, in ihrem Umfeld etwas zu tun
Aachen/Herzogenrath. Die Verleihung der Martin-Buber-Plakette durch die Stiftung Euriade geht einher mit dem Projekt "Jugend im Dialog": Eine Woche lang lernen rund 60 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren aus den Niederlanden, Belgien, Österreich und Deutschland in der ehemaligen Abtei Rolduc die Philosophie Martin Bubers kennen und leben nach ihr. Mit dabei sind in diesem Jahr auch Schüler des Anne-Frank- und des Rhein-Maas-Gymnasiums. Einer der Höhepunkte der Begegnungswoche ist das Treffen mit dem Preisträger.
So saß Herman van Veen am Nachmittag vor der Preisverleihung auf Burg Rode in Herzogenrath auf dem Podium, das er mit Laudatorin und TV-Moderatorin Sabine Christiansen und den Schirmherren von "Jugend im Dialog", der Ministerin für Kultur und Jugendfürsorge der Provinz Limburg, Odile Wolf, und dem Kölner Regierungspräsident a. D., Jürgen Roters, teilte. Auch Euriade-Gründer Dr. Werner Janssen und die Bürgermeister von Herzogenrath und Kerkrade, Gerd Zimmermann und Jos Som, saßen mit an der langen Tafel.
Die Jugendlichen hatten sich auf das Treffen gut vorbereitet, und schnell ging es ans Eingemachte. "Ich werde nicht damit fertig", antwortete van Veen auf die Frage, wie er das, was er in Afrika erlebt habe, verarbeite. "Ich habe Dinge gesehen, von denen ich finde, dass es sie nicht geben sollte.
Aber was soll man über ein paar Kinderaugen sagen, die schon so viel gesehen haben und von denen ich weiß, dass sie bald nicht mehr sehen werden?" Van Veen hat vier Organisationen gegründet, die sich mit Projekten in Entwicklungsländern und Europa für die Rechte von Kindern stark machen.
Trotzdem macht den Unicef-Botschafter das, was er sieht, immer noch betroffen: "Kinderrechte sind artikuliert, aber die Pflichten für Erwachsene nicht, weshalb niemand belangt werden kann. Wen muss ich anrufen, wenn in einem Land 60000 Kinder sterben?" Nein, kollektive Verantwortung werde nicht wahrgenommen.
Solche Aussagen klingen wenig hoffnungsfroh. Was soll man da tun, "besonders, da wir weder reich noch mächtig sind", wie eine junge Fragerin feststellte? Doch van Veen, schaffte es durchaus, mit wenigen Sätzen auch Mut zu machen: "Engagier¹ dich ehrenamtlich bei welcher Organisation auch immer. Und geh´ in deiner eigenen Straße nicht weiter, wenn du etwas siehst, das dir nicht gefällt." Das Credo, das van Veen den Jugendlichen mitgab, klang einfach und brachte doch auch sein Selbstverständnis auf den Punkt: "Du kannst die Welt nicht verändern dieser Wunsch wäre pathetisch. Aber du kannst in deinem Umfeld etwas tun."
Mit dieser Unmittelbarkeit hatte er die Jugendlichen schnell für sich gewonnen und sie ihn wohl auch für sich. Denn nichts wirkte natürlicher, als der Moment am Ende des Treffens, in dem van Veen sich inmitten der Jugendlichen platzierte.