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Nordsee-Zeitung
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Über zwei Stunden fesselte van Veen:

Zugabe im Bademantel

31 okt 1979

Die Zugabe gab Herman van Veen im Bademantel. Er war geschafft. Uber zwei Stunden lang Musik, Gesang, Monologe, Pantomime, Tanz, Spaß und - viel Gefühl investierte der niederländische Allround- Künstler in sein Programm, das am Wochenende in Bremen zweimal 1500 Menschen in der jeweils ausverkauften "Glokke" miterlebten.


Das Gefühl spielt bei dem Holländer die wichtigste Rolle. Doch sind seine Stücke von Kitsch meilenweit entfernt.
"Ich kenne mein Metier, ich weiß, was man sagen muß oder sagen sollte, um etwas zu erreichen. Meine Stücke ändern sich, aber nicht mein Programm, das da heißt: Nicht dauernd die persönliche miese Vergangenheit mitschleppen, den Blick geradeaus nach vorn richten und nicht verzagen, politischen Verführern eine Abfuhr erteilen, den Streit unserer Generation zwischen Intellekt und Gefühl bestehen.

Wobei ich mich mehr dem Gefühl verpflichtet sehe", sagt Herman van Veen. Daß er dabei den Kopf nicht ausschaltet, wird dem gefesselten Zuhörer immer wieder nur allzu deutlich gemacht, wenn van Veen menschliche Schwächen entlarvt, Vorurteile kenntlich macht und die "große Politik" als oftmaliges Intrigenspiel oder Kaspertheater bloßstellt.



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