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Alles, nur kein Traumtänzer

31. mai 1989

"Ein Holländer"! Auch nach 25 Jahren fällt's schwer, ihn anders als mit diesem bescheidenen Titel zu beschreiben, den er sich selbst auf einer seiner Schallplatten gab. Zu viele Gesichter hat das Totaltheater des Hermann van Veen, zu viele Talente stecken in diesem Phantasiebündel. Bis 3. Juni gastiert er in der Wiener Stadthalle.


„Bis hierher und weiter“ in seinen Liedern und Texten heißt seine neue Show, die an drücken nur die Abneigung . viele seiner alten Lieder und an seine wie Leitmotive wiederkehrenden Gefühlsszenerien anknüpft. Van Veen, der Magier und Clown mit der „Billardkugel-Stirn“, spaziert durch die Welt aus bald lustigen, bald tieftraurigen Clownerien und zeigt „Momentaufnahmen einer Suche“: „Es geht mir um die Sekunden des Lebens, in denen man etwas wirklich glaubt oder fühlt. Wahrheiten kann ich nur mir, aber niemandem anderen bieten“, wehrt der Tänzer, Musiker, FUmregisseur und leidenschaftliche Teilzeitfamilienvater alle Erwartungen ab.

Fälschlich geistert er oft als romantischer Traumtänzer durch gängige Klischeevorstellungen. Verinnerlichung in seinen Liedern und Texten drücken nur die Abneigung dieses unerschütterlichen Menschenfreunds „gegen alle Philosophien und Ismen“ unserer Gegenwart aus. „Jeder muß die Lösungen für die Probleme unserer ausgesprochen blöden Lage in sich finden“. Auch wenn Hermann van Veen bei Themen wie Krieg oder Angst vor der zynischen Experimentierfreudigkeit der Wissenschaft nicht ausweicht, bietet er doch „keine Moral zum Mitnehmen. Ich urteüe nicht über Leute, ich versuche nur, sie mit meinen Gedanken zu konfrontieren“.
Und die haben ihn nicht nur über die Bühnen Europas, sondern auch bei zahllosen sozialen Projekten in aller Welt begleitet. Zur Zeit organisiert er ein Projekt zur Resozialisierung mindeijähriger Prostituierter in Bangkok. Seine Lieder, wie auch das Gesamtkonzept seiner Show sind ebenso aggressiv wie voll „zärtlichem Gefühl“.

Und somit zutiefst menschlich.



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