Stör-Bote Kellinghusen

Ein Holländer mit viel Talent

30 nov 1974

Hermann van Veen begeistert auch die Deutschen In den Niederlanden gibt es neben Popmusik und Jazz, neben Theater und Oper eine höchst lebendige, traditionsreiche und mit einer ganzen Reihe erstklassiger Künstler besetzte Spielart des Showgeschäftes, die früher bei uns als Kleinkunst bekannt war und heute in deutschen Landen so gut wie ausgestorben ist.


Das vielleicht größte Talent ist der Utrechter Tvpographensohn Herman van Veen, der ,.Teufelskünstler", wie ihn ein Kritiker nannte, oder mit den Worten des Altmeisters Toon Hermans: "Die stärkste Theaterpersönlichkeit, die' die Niederlande in den letzten zwanzig Jahren gekannt haben."

Van Veens Platten erreichen Rekordumsätze, jedes Kind kennt seinen Nämen, und seine fast zwei Stunden dauernde One-Man-Show gehört zu den absoluten Spitzenleistungen des' europäischen Showbusiness. Nur von seiner Band begleitet, bietet der Sänger, Parodist, (studierte)' Geiger und Grazy-Showman ein perfektes Programm, das in seiner Mischung aus Melodie, Texten, Romantik, Gags, Slapstick und'enormer Musikalität konkurrenzlos ist.

Nach einem mitreißenden Instrumental-Intro betritt er die Bühne, im Rollkragenpulli, ohne Glitzereffekte, und mitten im ersten Lied, beim Stichwort "ik" stellt er sich vor: "Ich bin Herman van Veen, am 14. März 1945 geboren, bin 29 Jahre alt, wiege 72 Kilo, bin 1,82 m groß, habe hellblonde Haare, blaue Augen, eine dumme Nase und einen frechen Mund."

In Deutschland hat es sich eingebürgert. das Konzert eines Sängers schon dann Show zu nennen, wenn er ein paar rhythmische Bewegungen zu bieten hat. Anders van Veen: Stört ihn der Szenenapplaus bei einem gefühlvollen Lied, bricht er ab und beginnt erneut, aus einem simplen Klavierstück wird eine Hommage an Charlie Chaplin, "Rozegeur", eines seiner, Lieder, das sehr bekannt wurde, singt er zu Anfang seiner Show, später ein zweites Mal und läßt, indem er quer durch die Sitzreihen geht und über die Lehnen springt, vom Publikum die Reime fertig singen.
Er beherrscht alle Tricks der Show'. Seine eindrucksvollste Nummer ist ein Schattenbpx- kampf Hunnen gegen Cassius Clay. Musikalisch fühlt er sich von Jacques Brel inspiriert und hört sehr gern Serge Reggiani, Toon Hetmans, Wim Kan und Barbra Streisand. Die meisten seiner Lieder und manche Texte schreibt er selbst. Als Chef der eigenen Firma "Harlekijn" mischt er kräftig im holländischen Showgeschäft mit: Konzerte, Shows, Jazzveranstaltungen und Theatervorstellungen stehen auf dem Programm. .