Neue Ruhr-Zeitung
KARLHEINZ BURANDT

Klasse, Hermann van Veen:

Lieder zum Mitnehmen

29 jan 1982

Da singt, steht und geht er nun auf der Bühne. "Ich bin ein Clown, ein Harlekin, ein kahler Singer", sagt er selbst Und er hat recht damit auch wenn er seine ausgezeichneten Lieder, seine zärtlichen Gefühle, seine Aufrichtigkeit vergessen hat zu nennen. Hermann van Veen in der vollbesetzten Mercatorhalle - das war Klasse.


Seine Haßliebe zum stillen Glück im trauten Heim nehmen ihm die begeisterten Zuhörer ebenso ab wie sein Nein zu Raketen und zum Mäntelchen im Wind, die Plädoyers für mehr Menschlichkeit und Toleranz und das wehmütige Erinnerungs-Lied an früher ohne Kitsch-Ballast ebenso wie das lustig-ironische Nachdenken über die Emanzipation der Frau.

Der Holländer Hermann van Veen gehört aber dennoch nicht zu den Geradeaus-Liermachern und -Geschichtenerzählern mit ihren klaren, dem Publikum vor den Kopf geworfenen Aussagen. Er hat jede Menge Zwischentöne mitgebracht. Maß muß schon hinhören, hinschauen und auch mitfühlen, um etwas mitzunehmen.
Der Clown Hermann van Veen, der Harlekin, sorgt auch für eine Ahnung von Zirkus. Aber es ist nicht der trampelnde, blödsinnig stolpernde Clown mit den viel zu weiten Hosen, der da die Szenerie beherrscht.
Es ist der Clown der pantomischen Bewegung und der Sprache, der Harkelin, der nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll, der illustriert, was vielleicht nicht zu sagen ist, und auch - nur mal so - die Komik-Gunst der Minute nutzt.

Versteht sich, daß Hermann van Veen nicht ohne Zugaben nach Hause entlassen wurde. Wieviele es waren? Ich hab's nicht gezählt. Wie lange sie gedauert haben? Ich hab' nicht auf die Uhr gesehen.

"Es war wohl eine gute Stunde", sagte jemand.



KARLHEINZ BURANDT