Oberosterreichische Nachrichten
Eri Fraunbaum

Herman van Veen gastierte im Brucknerhaus:

Freundlicher Seiltänzer

28. mai 1989

Eine Begegnung der besonderen Art fand an zwei Abenden in Linz statt — und der ganz besonders freundlichen: Herman van Veen war wieder da.


Der große Blonde mit den weißen Schuhen und dem schwarzen Frack — Geiger und Tänzer, Sänger (mit Bombenstimme) und Liedermacher, Kabarettist und Pantomime, Zauberer und vor allem Clown. Seiltänzer, immer im Balance-Akt zwischen Weinen und Lachen, das manchmal im Hals steckenbleibt, zwischen Leben und Tod, Blödelei und bitterem Emst, Traum und Wirklichkeit, Witz und Erotik, explodierender Energie und lyrisch leisem Verweilen, Gaudi und Gefühl, Spaß und Sterben.
In einem Konzertabend fängt er das ganze Leben in seiner Komplexität und Zerrissenheit ein. Es läßt sich nun einmal nicht auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner bringen — genausowenig wie Herman van Veen.

Er ist ein Universaltalent, er hat was drauf, und er ist unglaublich gut drauf. Und er nimmt sich niemals so tierisch ernst, daß er sich nicht selber auf die Schaufel nehmen würde. Er spielt das Instrument Herman van Veen mit einer Lust am Spielen, einer Freude am Entdecken, einer hingebungsvollen Sprunghaftigkeit wie ein Kind, das sich seine Welt rund um sich Schritt für Schritt erobert, fasziniert und vorurteilsfrei jede Sekunde offen für etwas Neues.



Eri Fraunbaum