Hamburger Abendblatt
MICHAEL HENKELS

VAN VEEN WILL BELAFONTE-REKORD BRECHEN

Marathon-Comedy im CCH

27 0kt 1979

"Im Grunde genommen sind Hamburger Termine für uns schon Heimspiele", gesteht Michel Lafaille, der Direktor des deutschen Ablegers der holländischen Multimedienfirma Harlekijn. Vor rund zehn Jahren gegründet, entwickelte sich der Clan von kunst- und qualitätsbesessenen Freunden zu einem Spitzenprodukt in der europäischen Musik- und Showwelt. Attraktivstes Angebot in der breiten Palette von alter Musik bis modernem Theater ist Hollands Top-Entertainer Herman van Veen, der mit zehn Auftritten im Saal 2 des CCH zwischen dem 5. und 14. November einen neuen Rekord für die gewiß nicht arme Hamburger Showszene auf stellen wird.


Auf den Einwand, das hätte hier noch niemand riskiert, antwortet Lafaille gelassen: "Dann sind wir eben die Ersten, wenn sich die Inländer nicht trauen." Für van Veen selbst ist es keine Frage des Risikos, sondern "das Schönste, das es gibt, eine Serie zu spielen. Im Amsterdamer Carre fangen wir mit 300 Leuten an, am nächsten Tag ist es ausverkauft, und das bleibt dann mit 2000 Leuten pro Abend für zwei Monate so.

Der Grund ist einfach: Man kann eine Kommunikation aufbauen. Ist man nur für ein Konzert da, dann ist man wieder weg, wenn es sich rumgesprochen hat. Und das Publikum des ersten Abends ist zumeist das uninteressierteste, man weiß ja, warum die kommen. Aber ab dem zweiten Tag kann man eine Beziehung aufbauen, und deshalb freue ich mich sehr auf Hamburg." Warum aber gerade in Hamburg aufeinanderfolgende Auftritte? Dazu van Veen: "Weil wir, als wir in Deutschland anfingen, in Hamburg angefangen haben, und zweitens, weil es hier einfach die Möglichkeit dazu gibt. Am liebsten stünde ich zwei Monate auf einer Hamburger Bühne, und ich bin überzeugt davon, daß das auch klappen würde.

Doch leider habe ich nicht die Zeit dazu, denn für alle deutschen Termine bleiben insgesamt nur zwei Monate." Immerhin gibt es für die Freunde des holländischen Mimen, Poeten, Musikers, Sängers und Theatermanns jetzt neue "Elf Lieder", die einen guten Ausschnitt aus dem aktuellen Programm bieten.

Man kann vieles von van Veen erwarten, der Menschen ganz einfach mag und sehr viel für die Kinder dieser Welt im Rahmen der UNESCO tut, der sich mal als "Handwerker", mal als "Entertainer" und angesichts des Irrsinns dieser Zeit auch mal als "legalen Idioten" bezeichnet.
Was aber würde der Clown ohne Schminke, der Erzmusikant Herman van Veen nie tun? "Man soll ja nichts versprechen, aber ich glaube keiner Werbung. Ich sterbe lieber, als mich zu verkaufen. Meine Großmutter hat immer schon gesagt, ein Totenhemd hat keine Taschen.
Ich weiß, daß ich nackt gekommen bin und nackt wieder weggeh'.

Das dazwischen fülle ich auf meine Weise."



MICHAEL HENKELS