Potsdammer Stadtkurier
U. Köhler

Zärtlich und zornig

27.Mai 1993

Zärtlich-leise, wenn er von Liebe singt. Zornig-laut, wenn er an den Krieg in Jugoslawien einnert. Traurigbewegt, wenn er an Sterben und AIDS denkt. Der seit langem auch in Ostdeutschland beliebte holländische Liedermacher, Sänger, Clown, Pantomime und Schauspieler Herman van Veen gab am Dienstagabend in der Mittelhalle der Babelsberger Filmstudios innerhalb der niederländischen Woche sein erstes Konzert in Potsdam. Das Publikum im vollen Saal ging sichtlich in diesem Wechselbad der Gefühle mit, schmunzelnd, lauthals lachend, nachdenklich verstummend.


Erst wer ihn im Konzert erlebt habe, wisse, wer er sei, sagte van Veen gestern, Stunden vor seinem zweiten Potsdamer Konzert, vor Journalisten. Er charakterisierte damit die Wahrhaftigkeit seiner Gefühle, die das Publikum unverhüllt miterlebt. Die beiden Konzerte zur Potsdamer 1000-Jahr-Feier fanden außerhalb der offiziellen Tournee des Holländers statt, Referenz an die Stadt, die er, obwohl nur vom Taxi aus, als „phantastisch“ empfand.

Sein Auftrittsgeld in Potsdam spendet van Veen amerikanischen Ureinwohnern. Denn nicht nur in seinen Liedern zeigt der 48jährige Künstler soziales Engagement. Der vierfache Vater ist seit 28 Jahren Botschafter des Kinderhilfswerkes UNICEF. Als Mitbegründer der niederländischen Stiftung „Colombine“ unterstützt er Projekte für Frauen und Kinder in Entwicklungsländern.

In seiner Heimat sammelt er für den Bau eines Hauses für Asylbewerber.



U. Köhler