Rhein-Sieg-Anzeiger Irene Meichsner |
Liedermacher Herman van Veen in der Kölner Sporthalle | 27 mrt 1984 |
Der Holländer Herman van Veen ist ein Liedermacher, den man unbedingt gesehen haben muß, wenn man sich einen halbwegs angemessenen Eindruck von seiner Musik verschaffen will. Die bloßen Texte seiner Lieder machen nur einen Bruchteil seiner Ausstrahlung aus und selbst Schallplattenaufnahmen vermitteln bloß einen vergleichsweise schalen Eindruck. Die Fans wissen das: An den meisten Stationen der derzeitigen, ausgedehnten Deutschlandtoumee jedenfalls hieß es schon lange Zeit vorher "ausverkauft", und ausverkauft war auch das begeistert umjubelte Konzert in der Kölner Sporthalle. Wahrscheinlich wird es für mehrere Städte wegen der immensen Karten-Nachfrage im kommenden Herbst sogar Wiederholungskonzerte geben. Dabei ist van Veen in gewisser Hinsicht ein Liedermacher wie mancher andere auch. Das betrifft vor allem sein thematisches Repertoire, das vom zeitlos privaten Liebeslied ("Vorbei", "Weißt Du noch?") über die Persiflage ("Has got the blues") bis zum hochaktuellen Politsong ("Signale") so gut wie alles enthält, was Liedermacher heute zu bieten haben. Aber wie anders als bei vielen Kollegen klingen diese Lieder bei einem van Veen, und wie anders vor allem sehen sie bei ihm aus. Denn van Veens Auftritt ist mindestens so sehr eine "Show" wie ein Konzert. Auch das Kölner Programm war wieder randvoll mit den verrücktesten Tänzen und Szenen versehen, und vor allem war es auch wieder mit einer ganzen Serie köstlichster Clownerien gespickt, mit denen van Veen allmählich selbst Großen dieses Fachs Ehre zu machen beginnt. Dabei sind diese Clownerien innerhalb des gesamten Programms mehr als bloße Intermezzi und witzige Dreingabe: Sie bewahren, was gerade im Vergleich zu vielen anderen Liedermachern so überaus wohltut, die Vorstellung vor jedweder vordergründigen Banalität. Denn rein musikalisch erlaubt sich auch van Veen, mit vielen wiegenden Melodien und einer oftmals sehr sanften, volltönenden Instrumentalbegleitung, seinen direkten Zugriff zur Seele. Aber bevor Herzensfülle sich hier je zu schierer Gefühlsduselei erniedrigen könnte, fängt er seine Lieder mit herben Kontrasten wieder auf. Und so war er seinem von ganzem Herzen ergriffenen Publikum denn auch dann wieder um eine volle Länge voraus, als zum Titelsong der Tournee, den "Signalen" für alle Verfolgten dieser Welt, in der riesigen Halle die ersten "Mini-Signale" - die beliebten Wunderkerzen - erglühten. Irene Meichsner |