Abendzeitung
Claudia Theurer

44 und kein bißchen leise

24 april 1989

Ganz klein und doch ganz groß: ein stiller Harlekin, ein leiser Philosoph und - ein phantastischer Musiker, dieser Überflieger-Holländer. 44 und kein bißchen leise) Herrman van Veen, das umjubelte Multitalent im Deutschen Theater.


Er hadert noch mit der Vergangenheitsbewältigung, der Zukunft stellt er sich jedoch gelassen; einträchtig tanzt Herrman Wange an Wange mit dem Tod und schmust sich in schlechtere Zeiten. „Das einzige, was sicher ist, ist, daß heute nichts mehr sicher ist“, grübelt Herrman van Veen aus sich heraus. Er ist ein zynischer Bajazzo, der uns hochkarätige Drahtseilakte aus seinem Intellektuellen-Zirkus präsentiert; gerade aufkeimende Gefühlswärme bekommt ganz schnell ihren kalten Guß. „Das Wasser tobt, die Erde bebt, es gibt kaum einen Baum, der lebt - don’t worry, be happy“.

Herrman, der Liebenswerte mit den schönsten blauen Augen, will die Zeitmaschine zurückstellen, sieht sich in seinem früheren Leben als kampfwütiger Japaner, der sich durch Nippons Urwälder urschreit. Sein Zeitenwechsel ist genial, seine Übergänge sind verblüffend überraschend. Nach einem sexy Strip, den er gerade auf die Bühne gelegt hat, mutiert er zu B. B., dem Tennis-As, um uns zwei Sekunden Zeit- lupen-Match vorzuführen.

Rastlos pendelt er zwischen Klamauk und bitterem Ernst, zwischen Gestern und Morgen. Zum Schluß; Eine Handpuppe, Herrmans Alter Ego, die dem Original bis zur Halbglatze gleicht, löst den Meister kurz ab, doch der nimmt die Puppe, sprich sich selbst, lieber auf/in den Arm ...



Claudia Theurer