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Heinz G. Feld

Ein Engel ohne Flügel

24 jan 1998

Er ist einer der letzten echten Gaukler: Herman van Veen stellte sich gestern den Fragen unserer Leser.


Düsseldorf. Viel Zeit nahm sich Herman van Veen, um die Fragen am Telefon zu beantworten. "Das ist eine tolle Sache", lobte er anschließend. "So erfahre ich endlich mal, was aus den Eiern wird, die ich ständig lege."

Der 52jährige Holländer liebt sein Publikum und seinen Beruf. Nicht selten singt er seine letzten Lieder kurz vor Mitternacht im Bademantel. Die Zugaben sind schier endlos. In Ostende, verriet der sympathische Clown der Solingerin Nicole Ruhnau, sei er einmal verhaftet worden: "Irgendwann hatte ich alle Zugaben gegeben. Mir fiel nichts mehr ein. Aber 300 Leute saßen immer noch im Saal und applaudierten. Da habe ich sie einfach gefragt, ob wir nicht Spazierengehen wollten. Das haben wir dann getan - um 1 Uhr nachts." Es kam, was kommen mußte. Die Polizei rollte an, befürchtete eine Demonstration und nahm den Anführer - Holländer und ohne Paß (der lag in der Garderobe) - kurzerhand mit. So verbrachte Herman van Veen eine Nacht in ei- nem belgischen Gefängnis.

Wenn der vierfache Vater irgendwann in den nächsten Jahren mal Großvater wird, "dann wirst du mich weniger auf der Bühne sehen", verriet er Ulrike Nadidai aus Düsseldorf. "Denn ich freue mich auf ein Enkelkind und würde es sehr vermissen."

Daß der langjährige Unicef- Botschafter, Autor von mehr als 40 Kinderbüchern und Vater der Zeichentrickfigur Alfred Jodocus Quak ein besonderes Verhältnis zu Kindern hat, erfuhr auch Sigrun von Hoff aus Wermelskirchen. Ihrem fünfjährigen Sohn erklärte Van Veen, daß es in Holland keine Kindergärten gebe: "Wir haben nur Legoland."
Ein besonderer Fan des Entertainers, der sieben ausverkaufte Konzerte in Düsseldorf gibt, ist die Ratingerin Isolde Mazius: "Ich bin 60 und verliebt in dich. In meiner Wohnungen hängen viele Bilder von dir. Mein Mann ist eifersüchtig, vor allem auf deine Fußballerbeine."

Ernst wurde es beim Anruf von Diana Schicks aus Krefeld. Im längsten Gespräch des Tages ging es um Kindesmißbrauch. Mehr als einmal kam Herman van Veen ins Grübeln. Wesentlich leichter und kürzer fiel das Telefonat mit der Krefelderin Rosemarie Arntz aus. Sie wollte einfach nur "Danke" sagen. Sein Talent, verriet er Jens Wehrmann aus Mönchengladbach, sei ihm in die Wiege gelegt worden: "Meine Mutter sang sehr viel während der Schwangerschaft."
Nicole Ruhnau aus Solingen wollte wissen, wie er sich selbst bezeichne. Kindern, die diese Frage stellen würden, sage er immer:

"Ich bin ein Engel ohne Flügel. Aber psst, das ist unser Geheimnis."



Heinz G. Feld