Nordbayerische Kurier

Land ohne Wasser

23 dez 1985

Was Hermann van Veen singt und sagt, trifft, ohne zu verletzen. Daß er ebenso Humanist ist wie Pazifist, weiß man seit langem. Und er ist absoluter Meister der leisen Zwischentöne. Er ist Poet und Märchenerzähler. Wir trafen den großen Blonden mit den vielen Ideen und führten folgendes Interview.


Frage: „Wenn man an den Song „Die Wechsler“ von deiner aktuellen LP „Auf dem Weg zu dir“ denkt, kann man sich vorstellen, daß du dir nicht nur Freunde machst!“

Hermann van Veen: „Damit muß man sich zeit seines Lebens abfinden. Ich versuche trotzdem, so realistisch wie möglich zu sein und habe das Gefühl, was das Song-Beispiel „Die Wechsler“ betrifft, daß zwei Großmächte die Welt einfach unter sich aufgeteilt haben. Ich finde das höchst bedenklich und bin damit nicht einverstanden. Ich versuche jedoch auch nicht, diese Dinge zu polarisieren oder zu politisieren, sondern ich versuche ganz einfach zu sagen, daß Gewalt die Eigenschaft besitzt, langsam, aber sicher immer stärker zu werden. Allein die Geschichte sollte uns das lehren. Als Clown, Sänger, Komödiant, Entertainer oder was immer stelle ich fest, daß jeden Tag mehr Waffen kommen. Ich bin dagegen und meine, daß wir nur dann eine Zukunft haben, wenn wir uns entrüsten'.“

Frage: „Siehst du deine wichtigste Aufgabe eigentlich darin, den Menschen den Spiegel ihrer eigenen Unzulänglichkeit vorzuhalten?“
Hermann van Veen: „Nein! Tief in meinem Innern bin ich eigentlich ein sehr optimistischer und fröhlicher Mensch. Aber die Realität nimmt einen starken Einfluß auf das, was man sein könnte. Man wird jedenfalls oft genug wahnsinnig frustriert durch das, was man sieht, liest oder sonstwie erfährt. Daraus ergibt sich dann, daß man sich fragt, ob Glück überhaupt möglich ist. Wenn man eine Zeitung liest, und man liest sie wirklich, kann man am besten gleich zu Hause bleiben; denn überall draußen ist es ausgesprochen lebensgefährlich.“

Frage: „Worum geht es bei deinem Projekt Alfred Jodocus Quak'?“
Hermann van Veen: „Quak ist eine Parabel für Kinder und Erwachsene; eine Geschichte von einer Ente, die eines Tages in der Zeitung liest, daß es Länder ohne Wasser gibt. Sie versucht daraufhin, zusammen mit einem Maulwurf, eineh Graben zu einem Land ohne Wasser zu graben. Mit von der Partie sind das .Große Wasserländische Sinfonieorchester' mit 60 Musikern und meine Band.
,Quak‘ ist ein sinfonisches Märchen. Die Menschen, die das Stück sehen, sollen einfach einen hoffentlich schönen Abend haben.

Außerdem soll den Menschen der Denkanstoß gegeben werden, daß sie das, was Ente und Maulwurf können, möglicherweise auch tun können.

Das ist alles.“