Neue Hannoversche
REINHARD STR0ETMANN

Van Veen: Herzattacke mit Schubert

23 okt 1979

"Ich hab' ein zärtliches Gefühl für den, der sich zu träumen traut; der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft, noch lachen kann - wenn auch zu laut." Programmatisches von Herman van Veen aus dem Song "Ich hab ein zärtliches Gefühl". 1974 veröffentlicht, doch heute noch uneingeschränkt gültig. Herman van Veen, der Holländer, der den Deutschen beibrachte, daß Entertainment nichts mit Tingeltangel aus den USA zu tun haben braucht.


Van Veen ist ein Meister der Zwischentöne: ein bißchen Clown, ein bißchen Spiegelbild, ein bißchen Mime, sehr viel Sänger und sehr viel Mensch. Sensibel für das Geschehen um ihn herum, sensibel vor allem für die Zuschauer.

Seinem Debüt 1973 im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg folgten Tourneen und Platten, Fernsehshows und damit der Aufstieg in die hohe Umsatzklasse Es ist der Beweis für umsatzstarke Qualität. Van Veen studierte in Utrecht Musik und Gesang: "Ich war in der Montessori- Schule und traf da einen Mann, der Geige spielen wollte, durch eine Kriegsverletzung darin aber gehindert war. Deshalb lernte ich für ihn."

Im Jahr des Konservatoriumabschlusses präsentierte van Veen in seiner Heimatstadt sein erstes Soloprogramm: "Angefangen habe ich mit einem musikalisch-parodistischen Programm aus klassischer Musik. Das begann sehr ernst mit Geige und Liedern, dann habe ich aber Schubert so gesungen, daß man Herzattacken bekommen konnte "

Seine heute vielgerühmte Firma "Harlekijn Holland" gründete er mit seinem Partner Laurens van Rooyen 1968. Sie war zuständig für Musik, Theater, Film und Medienprojekte. 1977 begann Herman van Veen mit seiner Arbeit für Kinder. Er gründete parallel dazu die Stiftung "Colombine", gedacht als Entwicklungshilfe für Kinder der Dritten Welt. Van Veen: "Medienarbeit für Kinder bringt weniger Geld und weniger Prestige. Deshalb machen das so wenige."

Und über seine weitere Arbeit sagt er: "Mit Vorstellungen habe ich im August 1968 begonnen Inzwischen gibt es acht oder neun Programme, die auf eine bestimmte Weise total neu zu sein scheinen. Dabei ändern sich nur die Stücke, aber nicht das Programm Ein Teil meines Lebens gehört meiner Familie; ein anderer meiner Arbeit für Erwachsene und für Kinder, die nichts zu sagen und zu essen haben. Das sind die Beine, auf denen ich laufe. Und ich finde, jeder Mensch sollte einen Teil seines Lebens für andere verwenden "

Dabei versucht er, das Machbare nicht zu überschreiten. Er meint: "Ich weiß, was ich sagen muß, um etwas zu erreichen."

Dabei sucht er weder das Angsthasen- noch das ebenso große Paukenhauer-Publikum. Seine Vorstellungen sind für Menschen über Menschen; sie spielen sich - inmitten Hunderter ynd Tausender Leute - zwischen vier Augen ab.
Herman van Veen wird am Dienstag und am Mittwoch im Kuppelsaal der Stadthalle auftreten. Zwar - so der Veranstalter - "läuft der Vorverkauf sehr gut", doch sind einige Karten an der Abendkasse noch zu haben. Die Tour-Manager setzen bei van Veen auf volle Häuser:

In Hamburg hat er das CCH gleich zehnmal gebucht.



REINHARD STR0ETMANN