Weser Kurier
U. S.-Sch.

Liedermacher und Clown

Herman van Veen gastierte mit vielseitigem Programm in der Glocke

23 okt 1981

Herman van Veen, der Liedermacher, Entertainer, Clown - man fände viele Namen für ihn -, weiß mit dem Bühnenzauber umzugehen. Mit Lust an der Effekthascherei, Phantasie und Begabung für die große Geste versetzt er sein Publikum - dieses Mal in der Glocke - in eine Stimmung, die daher rührt, daß so etwas wie Märchen für Erwachsene angeboten werden. Die Texte der Lieder - sie nehmen etwa nur ein Viertel seiner Show ein - handeln von gewünschter Menschlichkeit, Kinderfreundlichkeit, Übereinstimmung von innerem Impuls und äußerem Tun.

Darüber hinaus präsentieren sich die Äußerungen van Veens, wenn auch in nicht sehr spezifischer Weise, politisch engagiert (Reagan, der Präsident der "Verunreinigten Staaten" ...). Auffallend ist jedoch, daß die Melodieführung in den Liedern betont schlicht und verinnerlicht gehalten ist, darin bewußt "Sanftheit" (im Werbepapier heißt es: "Der Lange mit den sanften Tönen!") waltet, oder wenn man will: nichts musikalisch auch nur annähernd Differenziertes oder gar Aufregendes passiert. Wer sich von Publikumsseite also nicht gerade zu den Fans rechnet, findet die Songs selbst vermutlich langweilig.

Ausgeglichen wird das allerdings durch die einfallsreichen szenischen Arrangements. Herman van Veen setzt von Konfettiregen über Beleuchtungswechsel und akustische Spielereien bis zu dem vollen Einsatz seiner sportiv-pantomimischen Fähigkeiten (er klettert in Affengeschwindigkeit an einer Gitterwand hoch, so daß man glaubt, man wäre plötzlich in einem von Peter Brook inszenierten Theaterstück) alles in Bewegung, was der Abwechslung und Überraschung dient. Dazu kommen Versiertheiten, die sich in den Rollen des Violinisten, Popstars, Tänzers, Rhythmusspielers, Lauterzeugers und Mimen schlechthin ausdrücken.

Und alles bewundernswert locker, aber auch mit einem großen Teil Exhibitionismus.



U. S.-Sch.