Weser
Bodo Rinz

Herman van Veen begeisterte seine Fans

Kluger Gaukler

22. September 1992

Köln. Herman van Veen ist ein künstlerisches Allroundtalent. Ein Tausendsassa, der die quietschfide-le Zeichentrickente Alfred Jodokus Kwak erfand, Kinderbücher verfaßt, sich sei über 25 Jahren für UNICEF engagiert. Er schrieb Theaterstücke, führte Regie, spielte in verschiedenen Filmen mit, absolvierte in Utrecht das Musikkonservatorium und ist zuallererst Liedermacher, Zauberer, Clown und Weltverbesserer.


In einer über zweistündigen Show zieht er sein Publikum in Bann, träumt gemeinsam mit ihm von einer Welt jenseits der alltäglichen Sorgen: ein Illusionist, der sich nicht mit der schnöden Wirklichkeit abgeben möchte. Aus dem Alltag macht er ein anschauliches Spiel. Dabei schreckt er nicht vor schlüpfrigen, bisweilen zotigen Unterleibsverrenkungen hart an der Schmerzgrenze wie auch vor makabren Witzen des schwärzesten Humors zurück.
Die herzhaften Lacher hat er immer auf seiner Seite. Und der holländische Entertainer mit der hohen Stirn, dem flügelarig abstehenden Resthaar, der schlaksigen Statur und der imposanten Nase gefällt sich in der Rolle des Konfetti streuenden Clowns, eines Gauklers und Eulenspiegels, eines Geschichtenerzählers, der auch mal über sich selbst lachen kann.

Trotz aller Groteske, des bisweilen überzogenen Humors, der theatralischen Opernparodie und seiner virtuosen Kaspereien kann er sein Publikum von einer Sekunde auf die andere nachdenklich stimmen. So etwa mit seinen neuen Songs „Willkommen im Grand Hotel Deutschland“ und der Asylbewerbergeschichte „Und dann?“

Mit „Laat mij maar“ verbeugt er sich vor einem anderen großen Flamen: Jaques Brel. Einfühlsam begleitet wird er von seinen alten Weggefährten, dem Pianisten Erik van der Wurff und dem Saxophonisten Nard Reijnders. Seine Fans bedankten sich Sonntagabend im Großen Saal des Hotel „Maritim“ mit enthusiastischem Beifall.



Bodo Rinz