Meinerzhagener Zeitung
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Beim »kleinen Fratz« waren die Van-Veen-Fans »aus dem Häuschen«

In der Bonner Beethovenhalle gab der holländische Clown fünf Zugaben

22 mrz 1986

Bei vielen Menschen herrscht die Meinung vor, Clownerie und ernste Themen könnten nicht miteinander verknüpft werden. All denen sei angeraten, ein Gastspiel des Holländers Hermann van Veen zu besuchen. In seiner Person vereinen sich Philosoph, Buchautor, Schauspieler, Theater- und Femsehproduzent, Harlekin und Liedermacher.


Vor kurzer Zeit hatte man die Gelegenheit, dieses mittlerweile schon 40 Jahre alte Unikum in der Bonner Beethovenhalle zu bewundern. Mit zarten Tönen und kritischen Texten fesselte er seine Zuhörer geradezu, denn während seiner kleinen Vorträge und Lieder war es so still in der Halle, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Clownerien mit bunten Verkleidungen und Requisiten wechselten sich mit ernsten und dennoch schönen Balladen ab. Van Veen ging sowohl auf Politik und Krieg ein als auch auf die Liebe und den Glauben an Gott. Er verstand es, seine Philosophie, die manchmal nicht leicht zu durchblicken ist, jedem der Anwesenden näher zu bringen. Als Hilfsmittel dienten ihm dazu kleine Spier lereien, die alt und jung gleichermaßen verstehen konnten.

Die vielen Besucher konnten schließlich nicht genug von diesem unglaublichen Gemisch aus Illusion und Realität bekommen, so daß sie sich fünf Zugaben erklatschten. Als van Veen dann noch »Kleiner Fratz«, eines seiner bekanntesten Stücke spielte, waren sie förmlich »aus dem Häuschen«.

Schließlich setzte er sich einfach mitten ins Publikum und alberte herum. Nun konnte nichts auf der Welt die Leute weiter auf den Rängen halten. Fast alle gingen nach vom vor die Bühne, um alles hautnah mitzuerleben. Zuschauer und Akteure verschmolzen zu einer Einheit. Man hätte meinen können, die große Familie würde ein Fest feiern.

Kurz vor 23 Uhr beendete der Musiker das Konzert, mit der Begründung, daß er am Vorabend schon bis 24 Uhr gespielt habe und jetzt ziemlich müde sei. Vielleicht hat er ja auch gedacht,

»wenn es am schönsten ist, soll man gehen«. ks



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